Von Mitte der Zweitausendzehner Jahre an gab es in Uganda keine Rapperin, die es mit A’shaan hätte aufnehmen können. Genau genommen, gab es überhaupt wenig weibliche Konkurrenz: „Vor ein paar Jahren war Keko noch Ugandas einzige rappende Frau“, so A’Shaan bei Sqoop. „Inzwischen haben wir mehr, was mich sehr stolz macht. Ich hoffe, noch viele Rapperinnen überwinden die Steine, die wir in den Weg gelegt bekommen, und springen auf den Zug auf.“ Im Führerhaus jedoch sitzt sie selbst: schlau, wortgewandt, weder schüchtern noch auf den Mund gefallen und mit einer Mission.
Ich fühle eine große Verantwortung. Tatsächlich bin ich die Stimme aller Rapperinnen Ugandas. Meine Musik ist weit verbreitet, in meiner Heimat und außerhalb von Uganda. Ich mochte Mädchen bestärken und ermutigen, ihnen Stolz und Selbstvertrauen vermitteln, damit sie sein können, wer sie sind, unabhängig davon, was die Gesellschaft sie brandmarkt, zu sein.“
– A’Shaan bei Sqoop
Wer sollte ein derart hehres Ziel eher erreichen als jemand, der das Glück schon zusammen mit dem Namen in die Wiege gelegt bekommt? Angom Lucky (!) Akullu kommt 1992 in Lira im Norden Ugandas zur Welt. Für ihren Künstlerinnennamen A’Shaan steht der britische Rapper Ashawn Pate. Wer an Vorzeichen glauben möchte, darf gerne die Prophezeiung sehen, die in der Namensgebung schlummert.
Auch wenn A’Shaan bald als die „Mother Of HipHop“ in ihrer Hood gilt, beschränkt sie sich gar nicht aufs Rappen. Gesang gehört ebenfalls zu ihrem Repertoire. Erste Aufnahmen macht sie zwar erst 2012, doch dann läuft alles Schlag auf Schlag: 2013 erlebt sie mit dem Track „An Ayin“ ihren Durchbruch. Parallel zu ihrem Wechsel an die Makerere University, wo ihr ein staatliches Stipendium die Möglichkeit eröffnet, Ernährungswissenschaften zu studieren, veröffentlicht sie „Run It“:
Der Track schießt durch die Decke, 2015 ist A’Shaan bereits eine etablierte, obendrein Platin-veredelte Künstlerin. Ab da muss sie die Auszeichnungen eigentlich nur noch einsammeln. Female Artist of the Year (2016), Best HipHop Artist (2017), Best female Artist (2019)… jedes Jahr darf sie sich mit einem neuen Preis schmücken. Als „rap godess“ feiert sie die Presse, nennt sie „Uganda’s Queen Bee“. Die Labels reißen sich förmlich um sie.
A’Shaan selbst scheint von all dem Wirbel relativ unbeeindruckt zu bleiben. Sie macht nicht irgendein gottgegebenes Talent für ihren Erfolg verantwortlich, sondern Disziplin und harte Arbeit. Wenn dann aber etwas dabei abfällt, möchte sie auch etwas zurückgeben. Vor den Problemen in ihrem Heimatland verschließt sie keineswegs die Augen. In ihrem Song „No Teenage Pregnancy“ greift sie 2017 eins davon auf. Wenig später gründet sie zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen die Non Profit-Organisation Alama Hip Hope Movement, die sie auch selbst leitet. Zeit genug, um mit „Amari“ einen weiteren Track zu veröffentlichen, findet sie auch noch irgendwie:
„Ich mag es, mich auszudrücken, und Rap hat meinen Gefühlen eine Plattform gegeben“, sagt sie. „Rapmusik ist zu einem Teil meines Lebens geworden. Jedes Mal, wenn ich aber sehe, wie Kinder und junge Mädchen leiden, erinnert mich das daran, dass ich in meiner Karriere noch viel zu tun habe, damit ich meine Community auch unterstützen kann.“
Wie wichtig weibliche Role Models für Mädchen und junge Frauen sind, zeigt sich an A’Shaans eigenen Vorbildern. Wer weiß, ob sie ohne das Beispiel von Lil‘ Kim, Da Brat, Eve, Trina, Rah Digga und ihrer Landsfrau Keko überhaupt auf die Idee gekommen wäre, selbst zum Mikrofon zu greifen? Wir hätten Tracks wie „Body Calls“ verpasst. A’Shaan setzt sich damit über das vielerorts immer noch geltende Tabu hinweg, dass Frauen bezüglich ihrer sexuellen Vorlieben doch bitte schön den Mund halten sollen, und breitet hemmungslos aus, was sie anmacht.
… ja, und danach verliert sich ihre Spur in den Weiten des Internets. Ich habe ihr hinterherrecherchiert, habe sogar bangen Herzens eine Dokumentation über die erschütternd vielen Drogentoten in der Musik-Szene Ugandas geschaut, in der leisen Befürchtung, irgendwo dort über A’Shaans Namen zu stolpern. Gefunden habe ich sie dann tatsächlich – in einem ganz anderen, weit erfreulicheren Kontext: YEAH! Die Frau hat einmal eben promoviert, im März postete sie selbst die frohe Kunde. Wer sich für den Zusammenhang von Essgewohnheiten und schulischen Leistungen bei ugandischen Schulkindern interessiert: Hier gehts zu ihrer Dissertation zu ebendiesem Thema. Ein bisschen bedauerlich, dass die Musik darüber offenbar etwas in den Hintergrund getreten ist, aber, hey: Auch in den Naturwissenschaften werden qualifizierte Frauen* dringend gebraucht. Außerdem: Jetzt hat sie ja ihren Titel. Wer kann schon ahnen, was Dr. A’Shaan so alles in den Ärmeln ihres Talars hat? Wenn sich darin auch ein paar neue Tracks fänden… also, wir hätten nichts einzuwenden.
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