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Barkaa

Barkaa

Mit gerade einmal 21 Jahren, lange bevor ihr erster Song das Licht der Welt erblickte, hatte Barkaa eigentlich schon genug Geschichten für drei Leben durchlebt. Als Jugendliche geriet die aus dem Westen Sydneys stammende Chloe Quayle in den klebrigen Sumpf der Drogenabhängigkeit. Zwischenzeitlich lebte sie auf der Straße. Das Gefängnis wurde auch immer wieder zu ihrem Zuhause. Mit 21, als die junge Mutter nach eigenen Aussagen schon nicht mehr daran glaubte, jemals clean zu werden, erlebte sie ihren absoluten Tiefpunkt. Seitdem geht es allerdings kontinuierlich bergauf. Die Drogensucht ist besiegt, ihre Familie wieder intakt, und im vergangenen Jahr nahm auch ihre Rap-Karriere mit einem Signing bei Bad Apples Music gewaltig Fahrt auf. 

Ihren Tiefpunkt beschreibt Barkaa heute als den absoluten Wendepunkt in ihrem Leben. Damals musste sie trotz Schwangerschaft in den Knast. Ihr drittes Kind erblickte während der Haftstrafe das Licht der Welt und kam unmittelbar nach der Geburt in eine Pflegefamilie. Barkaa bekam keine Zeit, um ihren Säugling kennenzulernen oder eine Verbindung mit ihm aufzubauen. In der Zeit nach der Geburt überdachte sie ihr Leben und schaffte es, aus dem negativsten Erlebnis ihrer von Schicksalsschlägen und Kämpfen gezeichneten Vergangenheit Kraft zu ziehen. Sie entschied sich, ihr Hobby Rap zum Beruf zu machen. Zunächst repariert sie allerdings die Beziehung zu ihrer Mutter, bei der ihre anderen Kinder wohnen. 

Mit dem Beginn des Jahres 2020 macht Barkaa, eine stolze Nachfahrin des Barkindji-Stammes, einem der indigenen Völker Australiens, Ernst. Ihre ersten Live-Shows werden jedoch vorschnell von der Corona-Pandemie ausgebremst. Mitte des Jahres kommt aber ein unverhoffter Boost. Barkaas Song „Our Lives Matter“ entwickelt sich zu einer der Hymnen der lokalen Black Lives Matter-Proteste nach dem gewaltsamen Todesfällen von George Floyd in den USA und dem Dunghutti David Dungay Jrs. in Australien. Eigentlich ist Barkaas Song schon älter und bereits vor den tragischen Ereignissen aus dem Juni 2020 entstanden. Als indigene Person Australiens kämpft sie den Kampf gegen Rassismus seit ihrer Geburt. Gerade deshalb finden die Protestierenden in ihren Worten eine Stimme und machen den Song zur Hymne. 

Mit dieser neuen Aktualität bekommt Barkaa endlich die Aufmerksamkeit, die ihre Kunst und sie selbst verdienen. Zwar findet sie es selbst schade, dass es erst den Tod eines Amerikaners brauchte, damit weiße Australier:innen sich mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen. Dennoch freut es die Rapperin natürlich, ihre Worte auf den Demos zu hören. Auch werden langsam große Labels und Magazine auf die 25-Jährige und ihre extrem energiegeladenen Songs aufmerksam. Im Herbst 2020 unterschreibt sie einen Vertrag bei einem der größten Labels des Landes, Bad Apples Music, und wird demnächst mit dessen Unterstützung ihr Debütalbum veröffentlichen. 

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Der Künstlername Barkaa leitet sich übrigens aus der Sprache der Barkindji ab. Der Name des Stammes bedeutet übersetzt soviel wie „Menschen des Flusses“. Ebendieser Fluss wird in der Sprache der Ureinwohner Barkaa genannt. Um zu erahnen, dass dieser Fluss nun metaphorisch für Barkaas Flow steht, bedarf es nicht mehr viel Denkpotentials. Auch die Inhalte und Attitüde der jungen Mutter entspringen zu großen Teilen der Kultur ihres Stammes. Die Barkindji zeichnen sich seit jeher als matriarchal geprägtes Volk aus. 

Um nun noch Barkaas musikalischen Stil zu skizzieren, reichen eigentlich zwei Anekdoten aus: Zu Rap gekommen ist die Australierin bereits in der Schule über Rap-Battles. Später in ihrer Jugend auf der Straße Sydneys blieb das Battle eine Konstante, ebenso die Tatsache, dass eigentlich niemand eine Chance gegen sie hat. Die zweite Anekdote erzählt die Art und Weise, wie Barkaa Songs schreibt. Laut einem Interview, tippt sie dafür die Wörter “dark, hard New York beats“ in die Google-Suchleiste ein und springt dann einfach auf den ersten Loop, der ihr gefällt. 

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