Die Lyrics der Rapperin Ikkimel schrecken oberflächlich betrachtet vielleicht erst einmal ab. Mit ihrer fast schon aufdringlich einprägsamen Stimme rappt sie auf scheppernden Beats und bedient sich dabei einem Sprachgestus, den wir wohl eher ihren männlichen Kollegen zuschreiben würden:
Ich hab zwar kein Gewissen
– Lyrics “Aszendent Bitch”
aber dafür geile Titten“
Ihre Songtexte strotzen nur so von dreckigen Witzen, erzählen von Partygeschichten, von ‚Atzentum‘ und Sexappeal. Dabei schafft es Ikkimel auf jedem einzelnen Song ihrer neuen EP “Aszendent Bitch”, ein bisschen mehr zu provozieren. Schauen man genauer hin, wird aber klar, dass sich die Newcomerin dieser oft nicht ganz unproblematischen Sprache durchaus bewusst bedient. Sie eignet sie sich an und entfaltet in ihr ein Selbstbewusstsein, das nicht nur auf Hörer:innen überspringt, sondern zudem denjenigen einen Spiegel vorhält, die diese Sprache eben nicht so reflektiert gebrauchen wie Ikkimel. Was ihre Lyrics so ausgefeilt machen, sind die Twists, bei denen wir genauer hinhören müssen: Die Künstlerin schafft es immer wieder urkomische Lines einzubauen, die einen aus dem Feierlaune-Einerlei raushauen. Auf diese Weise entsteht eine Mischung, die perfekt den Modus dieser Zeit widerspiegelt: irgendwo zwischen politisch, lebensbejahend und einer Scheiß-auf-Alles-Attitüde, aber vor allem immer laut.
Wat du schreibst nen 16er
– Lyrics „Moin Meister„
das geht mir schon zu lange
ich treffe mich um 16 Uhr
erst mal in der Stamme
optimal ein freches Bier
mit dem ich mit betankte
du und deine Freundin
sehen aus so wie Verwandte“
“Ikkimel ist voll Berlin”, heißt es in einem Artikel von Radio 3FACH über die Rapperin, die aus Tempelhof kommt. Wenn mit “voll Berlin” gemeint ist, dass sie mit ihrem synthetischen Sound die Rave-Revival-Welle reitet, dann passt diese Beschreibung perfekt. Ihre Musik ist durchzogen mit Hyperpop- und Jersey Club- Zitaten. Schnelle, abgehakte Beats mischen sich mit chaotisch zerschnippelten House- und Trance-Samples und obendrauf Melodien, die sich leicht einprägen und umso schneller mitbrüllen lassen.
2021 wird Ikkimel in der gleichen Runde wie auch SATARII mit der Förderung der Initiative Musik dotiert und nutzt diese sogleich, um ihre erste eigene EP zu produzieren, die im Mai dieses Jahres herauskam. Direkt daran an, schließt sie ihre erste Berlin-Tour. Eins ist dabei sicher: auf Konzerten von Ikkimel wird gefeiert, aber richtig. Nicht umsonst heißt es über sie auf der Website ihres Managements: “Frech, fotzig, feierwütig!”, denn das ist bei Ikkimel Programm.
