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Kash Doll

Kash Doll

I don‘t look nothing like what I’ve been through, man.“ Mit dieser Line endet der erste Track „KD Diary“ auf dem Debüt-Album “Stacked” von Kash Doll und lässt nur vermuten wie dunkel und schwer der Erfolgsweg dieser US-amerikanischen Rapperin war. Geboren und aufgewachsen in der ehemaligen Automobilmetropole Detroit – einer Stadt, die zeitweise die höchste Kriminalitätsrate der USA erreichte, aufgrund des Zerfalls der Industrie sowie mangelnder Arbeitsplätze -, beginnt Arkeisha Antoinette Knight aka Kash Doll aka Keisha als älteste von sechs Kindern schon früh in Nebenjobs zu arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Das Verlangen nach mehr Geld bringt sie zum Tanzen bzw. Rappen im Nachtclub, in dem sie in einer Nacht bis zu 26.000 Dollar machte, obwohl sie nach eigenen Angaben bei „The Breakfast Club“ erst Alkohol brauchte, um „mit dieser Scheiße“ umgehen zu können. Diese Zeit formt Kash, denn ihr Bemühen um eine Zukunft ohne Geldsorgen sowie mit mehr Glamour bringt sie 2015 dazu, ihr Debüt-Mixtape „Keisha vs. Kash Doll“ zu veröffentlichen und, neben ihrer Tomboy-Identität als Keisha, ihr Alter Ego Kash Doll, die glamouröse Amazone, vorzustellen – laut The Fader ist sie damit übrigens die allererste US-Rapperin mit dem Beinamen „Doll“.

Diese Veröffentlichung ist nun fünf Jahre her, seitdem musste Kash mehrere Kämpfe ausfechten und mit vielen Rückschlägen fertigwerden. Gebunden an ihren ersten Musikdeal bei einer Plattenfirma in Detroit, musste Kash ihre Musikkarriere für zwei Jahre auf Eis legen, da der Vertrag es ihr unmöglich machte, weitere Musik zu veröffentlichen. In dieser Zeit baut sich Kash jedoch eine enorme Fanbase über Social Media auf und erhält von ihren Kash Bratz – so nennt sie ihre Fans – und von ihren Rap-Kolleginnen und -Kollegen große Unterstützung, u.a. durch Drake, der sie bat, auf seiner „Summer Sixteen Tour“ zu performen, Remy Ma, mit der Kash auf dem Summer Jam von Hot 97 auftrat und Big Sean, der sie auf seinem Track „So Good“ für einen Featuregastauftritt dazugeholt hat. Zu ihrem Geburtstag am 14. März 2017 schenkte sich Kash die Veröffentlichung ihres Storytelling-Tracks „For Everybody“ auf YouTube und knackte nach ein paar Stunden die Millionen Klicks, bevor ihr Label den Song und das Musikvideo von der Plattform entfernen ließ. Das jedoch war Kash Dolls Befreiungsschlag, kurz danach schaffte sie es, aus dem Vertrag entlassen zu werden und schenkte 2018 ihren Kash Bratz, als Dank für deren konstante Unterstützung, „Bratz Mail“ – ein Mixtape voller unveröffentlichter Tracks, welches Kash Doll gleichzeitig einen neuen Vertrag mit Republic Records einbrachte. Trotz dieser Startschwierigkeiten, kämpfte sich Kash Doll immer wieder zurück ins Rap-Game: 2019 wurde sie nominiert für den BET Award in der Kategorie „Best Female Hip-Hop Artist“ und  veröffentlichte am 18. Oktober 2019, vier Jahre nach ihrer ungewollten Auszeit, schließlich ihr langersehntes Album „Stacked“, mit welchem sie 2020 nun endlich auf Tour geht. In ihrer Musik verarbeitet sie die Erfahrungen ihrer Vergangenheit und beweist wieder mal ihre Vielschichtigkeit und ihren Hunger nach mehr. Kash präsentiert nicht nur ihre kämpferische Seite wie in „Doin Too Much“, sondern auch eine gedankenversunkene wie in „Feel Something“ (ft. Teyana Taylor) und “KD Diary”. Dabei sieht und hört man Kash Doll ihre energieraubende Vergangenheit in den insgesamt 17 Tracks kein bisschen an: diese Frau ist zweifelsohne ein Energieball, der nach jeder dunklen Erfahrung, heller leuchtet als zuvor.

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