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Khtek

Khtek

Im Sommer 2020 gab eines der weltweit führenden Major-Labels bekannt, fortan mit einem Büro in Casablanca in Marokko vertreten zu sein, um sich künftig verstärkt auch den zahlreichen Talenten in nordafrikanischen Raum zu widmen. Zweifelsohne eine sehr kluge Entscheidung, wenn ihr 365 Female* MCs fragt!

Schaut man man sich nämlich alleine die Entwicklung der marokkanischen Rap-Szene in den vergangenen Jahren an, so wird schnell deutlich, dass dort zahlreiche verborgene Talente auf ihre Entdeckung warten. Dabei sollte insbesondere der sich anbahnenden weiblichen Front mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden: Nur allzu gerne erinnern wir an dieser Stelle beispielsweise an Krtas’Nssa, die wir Euch bereits vor einigen Monaten vorgestellt haben. Eins ist klar: Nordafrikanische GIRL POWER is on its best way! Eine weitere dieser vielversprechenden und aufstrebenden Künstlerinnen ist die 24-jährige Rapperin und Filmstudentin Houda Abouz aka Kthek.

Dabei ist schon alleine die Wahl ihres Künstlerinnennamens an Emanzipation und Empowerment kaum zu übertreffen: In Darija, dem überwiegend in Marokko gesprochenen arabischen Dialekt, bedeutet „Kthek“ nämlich so viel wie „Deine Schwester“ und wird dort üblicherweise als sehr provokante und schwere Beleidigung verwendet. Als Künstlerin, die mit ihrer Rap-Musik beabsichtigt, insbesondere all jenen eine Stimme zu geben, die ihre eigene aufgrund gesellschaftlicher Normen und Diskriminierung nicht nutzen können, ist es für Houda Abouz nur naheliegend, eine derartig diffamierend genutzte Bezeichung in ihrer Heimat positiv zu reclaimen und empowernd aufzuwerten. Auch wenn sich Khtek in diesem Zusammenhang eindeutig als Feministin und LGBTQI*-Unterstützerin versteht, betont sie in Interviews immer wieder, dass sie insgesamt mit ihrer Musik jedoch weniger politische Ansprüche oder Ziele verfolge, als viel eher Einblicke in das reale, junge marokkanische Leben geben möchte.

Dennoch verdeutlichen Zeilen wie „Viele Dinge haben nicht geklappt, weil wir Frauen im Land des Schwanzes sind“ oder „Ich schreibe besser als du, obwohl du denkst, ich bin ja nur ein Mädchen“ aus ihrer im Februar 2020 erschienen Debütsingle „KickOff“, dass Kthek sehr wohl klare Kante in ihrer Musik bezieht und kein Blatt vor den Mund nimmt.

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Eine empowernde Haltung und Selbstdarstellung, die vor allem bei ihren Fans ankommt: Von Khteks bisher drei veröffentlichten Singles erreichten zwei innerhalb kürzester Zeit Klickzahlen in Millionenhöhe. Wohl bemerkt sei dabei noch einmal, dass Khtek erst Anfang des Jahres ihren offiziellen Einstand im Rap-Game feierte. Was zunächst Ende 2019 mit dem Upload einzelner vielversprechender Freestyles auf Social Media begann, mündete im Januar 2020 im Release der Single „Hors Série“ an der Seite der lokalen Rap-Größen Elgrande Toto, Don Bigg und Draganov. Die Newcomerin überzeugte dabei vor allem mit ihrem krassen Flow sowie ihrer lyrischen Schärfe, die sie in einem Mix aus arabischem Dialekt, Französisch und Englisch verpackt.

Mit etwas Glück dürfen wir uns sogar noch in diesem Jahr über weitere Releases von Kthek freuen – angekündigt hat sie diese auf jeden Fall. Und selbst wenn nicht, freuen wir uns spätestens im nächsten Jahr auf die geballte weibliche Rap-Offensive aus Marokko!

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