Mit der „Kraft eines Jaguars“ produziert Nativa politische Kunst direkt aus dem Herzen. Die vielseitige Lateinamerikanerin lädt ein, mit ihr durch eine farbenfrohe Welt aus Liebe, Aktivismus und Kunst zu tanzen und währenddessen die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Verhältnissen zu suchen.
Nativa wächst im Kanton Curridabat der Provinz San José im Zentrum Costa Ricas auf. Curridabat gilt als traditionsreicher Treffpunkt der hiesigen Graffiti-Szene. Dort knüpft sie schnell Kontakte und findet ihre persönliche Ausdrucksform im Rap. Dass sie bereits in jungen Jahren mit dem Schreiben von Texten beginnt, merkt man sofort. Ihre Lyrics bestehen aus reihenweise kleinen Gedichten.
Ich werde in der Gestalt eines wilden Tieres zurückkehren,
Lyrics „FURIA ANCESTRAL“ (Originial: „Regresaré en forma de fiera furiosa, espíritu del bosque, salvaje rabiosa, sa sa sa sabia ancestral, natural, con raíces en la ceiba y nogal.“)
Geist des Waldes, wütender Wilder,
sa sa sa sa, uralter, natürlicher Salbei,
mit Wurzeln im Ceiba- und Walnussbaum.“
Die lyrischen Schätze bergen eine zeitgenössische Analyse sozialer Umstände. Nativa, oft auch La Voz Nativa genannt, verhandelt dabei Themen wie Umwelt, Politik und Geschlechter(un)gerechtigkeit. Dabei stellen lateinamerikanische Perspektiven das zentrale Moment dar. Sie schafft eine hypnotische Synthese aus antikapitalistischer Kritik an Raubbau und Umweltzerstörung mit traditioneller Musik und zeitgenössischem HipHop.
Nativa arbeitet mit verschiedensten lateinamerikanischen HipHop-Produzent:innen sowie indigenen Musiker:innen zusammen. Die diversen musikalischen Einflüsse bilden ein Sog aus Cumbia, Son Cubano, Bolero und BoomBap.
Von Features über das Artwork zu den Lyrics – alles erzählt eine Geschichte. Auf „Fuerza de Jaguar“ besteht der Refrain aus Cuts des Elektro-Folkore-Projekts Proyecto Jirondai featuring Cabécar Luis Salazar, einem indigenen Sänger aus Costa Rica. Organische Visuals unterstreichen den Cumbia-Track und heben den performativen Akt hervor.
Ich versuche immer, meine Musik mit auffälliger Kunst zu untermalen.“
Nativa im Interview mit La Nacion (Original: „Siempre trato de que mi música esté acompañada de arte llamativo.“)
Malerei- und Designkunst verdeutlichen die jeweilige Botschaft der Songs und sind auf Plattencovern, in Videos und Live-Visuals zu finden. Das Video zu „FURIA ANCESTRAL“ stellt eine kämpferische Hommage an Umwelt- und Menschenrechtsaktivist:innen wie Berta Cáceres dar. Die honduranische Aktivistin musste 2016 für ihre Ideale und Überzeugungen ihr Leben lassen. Kapitalismus, Rassismus, Femizide, Klima- und Umweltzerstörung: Es gibt viele Gründe, um wütend zu sein.
Dasitzen und darauf warten, dass die Multis dich retten oder dass der Staat die offiziellen Geschichten erzählt? Blah. Du trittst besser zur Seite, denn uns gehören die Straßen.“
Lyrics „Saliva, pulmones y sativa“ (Original: „Sentada Esperando a que te salven las multinacionales o que el estado construya las historias oficiales? Blaaa, Mejor haste a un lado, porque somos dueños de las calles, y aún no entiendes.“)
Die Künstlerin hat die Hoffnung nicht verloren. Sie gibt Rap-Workshops für Mädchen, wirkt an sozialen Kooperativen mit und organisiert soziokulturelle und feministische Treffpunkte.
[…] und das ist das Wichtigste: sicherzustellen, dass alles, was wir tun, einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt hat.“Nativa im Interview mit La Nacion (Original: „eso es lo más importante: asegurarnos de que todo lo que hagamos impacte positivamente nuestro entorno”)
Mit kompromissloser Ehrlichkeit benennt Nativa gesellschaftliche Schieflagen und schafft es dennoch, hoffnungsvoll zu bleiben. Vor kurzem bekam die MC ihr erstes Kind. Liebevoll beschreibt sie auf Instagram das Glück der Elternschaft und fordert gleichzeitig dazu auf, Schwangerschaften nicht zu romantisieren. Voller Bewunderung zollt sie Respekt an alle Frauen* – Frauen*, die Mütter sein wollen, die es ohne zu wollen wurden, die, die es nicht wollen sowie an Frauen* ohne Gebärmutter.
[…] wir sind alle unglaublich.“Nativa auf Instagram (Original: „[…] todas somos increíbles.“)
Radikalität und Zärtlichkeit sind nicht erst seit Şeyda Kurt kein Widerspruch. Nativa bringt dies in eine Form, in der das Persönliche politisch und das Politische persönlich ist. Das mag komplex klingen. Doch die Costa-Ricanerin schafft ein zugängliches wie humorvolles, aber vor allem musikalisch unfassbar dopes Werk.
Major thanks for the article postThanks Again Keep writing