Underground Music, Superstar Vision: Einen treffenderen Titel hätte AFFA ihrem Album kaum verpassen können. Eingedampft auf vier Worte, bringt sie da vieles auf den Punkt, das ihr Schaffen ausmacht: Im Kleinen anfangen, aber groß denken. Den eigenen Wurzeln und Werten verhaftet bleiben, dabei aber über sich hinauswachsen. Ihr unbedingter Wille, die Kontrolle zu behalten, spricht aus der Formulierung, ihre Entschlossenheit, sich nicht den Mechanismen der Branche unterzuordnen oder sich gar von ihnen brechen zu lassen. Zugleich der Wunsch, ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Ohne jeden Zweifel macht AFFA „Underground Music“. Genau so felsenfest steht aber, dass sie sie absolut hat, die „Superstar Vision“.
Ich bin AFFA. Unabhängig. Kreativ. Ich schreibe, ich komponiere, ich singe, ich rappe. Ich bin meine eigene künstlerische Leitung. Ich mache mehr als nur Musik, ich erschaffe ein Universum. Wenige Mittel, dafür aber Ideen ohne Ende. Weil Kreativität kein Budget braucht, nur eine Vision.“
(„Je suis AFFA. Indépendante. Créative. J’écris, je compose, je chante, je rappe. Je suis ma propre directrice artistique. Je ne me contente pas de faire de la musique — je construis un univers. Peu de moyens, mais des idées sans fin. Parce que la créativité n’a pas besoin de budget, seulement d’une vision.“ – AFFA bei Spotify)
Auch aus ihrer Selbstbeschreibung spricht AFFAs hoher Anspruch an ihre Kunst. Noch deutlicher spiegeln diese wenigen Zeilen aber ihre Vielseitigkeit. Keineswegs möchte sie sich nur darauf beschränken, zu singen oder zu performen. Am liebsten hält sie bei jedem einzelnen Produktionsschritt alle Fäden in der Hand, und auch danach legt sie noch großen Wert auf die Präsentation. Dass AFFA sich schon früh für Mode interessiert, neben der Musik ihre zweite frühe Leidenschaft, kommt ihr dabei sehr zugute.
In vieler Hinsicht wirkt die Künstlerin wie eine lebende Brücke. AFFA wächst im Norden von Paris in der Banlieue auf, ihre Familie stammt aus dem Senegal. Genau wie sie selbst, schlägt ihre Kunst einen Bogen zwischen den Kontinenten: Europäische und afrikanische Einflüsse klingen durch, aber natürlich haben auch US-amerikanischer R&B und HipHop ihre Spuren hinterlassen. AFFAs Songs lassen sich schwer klassifizieren: Soul, Jazz, Rap, Bossa Nova und urbane Pop-Musik fusionieren darin wie selbstverständlich mit treibenden Afrobeats-Rhythmen. Mancher Groove wirkt wie direkt aus dem Vereinigten Königreich herübergeschwappt, für sanfte Harmonien bleibt genug Raum, und in all dem Genre-Tohuwabohu kann leicht passieren, dass AFFA wie eine große französische Chansonnière klingt.
Die wilde, dennoch strukturierte Mischung hilft AFFA dabei, ein breites Publikum anzusprechen. Worauf sie auch Wert legt, da ihr die Message noch über den Style geht. AFFAs Lyrics basieren auf ihren eigenen Erfahrungen, Inspiration schöpft sie in erster Linie aus ihrer Familie. Ihre Lieder propagieren Selbstliebe, Gleichberechtigung, soziales Engagement und Menschenrechte, und für alle, die AFFAs Vision teilen, bedeutet ihre Musik pure Inklusion: Alle sind willkommen, jede:r kann sich aus dem so nostalgischen wie leidenschaftlichen Sound herauspicken, wovon sie:er sich angesprochen fühlt. Da AFFA auch viel auf das Feedback von ihrer Fanbase gibt, zu der sie sich um authentischen Kontakt bemüht: Sicher kein Zufall, dass ihre 2024 erschienene Debüt-EP den Titel „Echo“ trägt. Wer so in den Wald ruft, kann eigentlich nur positive Rektionen ernten. Oder?