Ebony Reigns

7. März 2023

Johanna Böhm

Autorin

Joan Gabel

Illustratorin

Leider muss dieses Portrait mit einem ‚war‘ beginnen – Ebony Reigns war eine populäre Dancehall- und Afrobeats-Künstlerin aus Ghana, die 2018 mit gerade einmal 20 Jahren bei einem Autounfall ihr Leben verloren hat.

1997 kommt Ebony Reigns als Priscilla Opoku-Kwarteng in Dansoman, einem Vorort der ghanaischen Haupstadt Accra, auf die Welt. Im Teenageralter erhält sie einen Labelvertrag und bricht zugunsten ihrer musikalischen Karriere die High School ab. Das eigene Alter, so erzählt Ebony in einem nach ihrem Tod veröffentlichten Interview, korrigierte sie ab und an schon einmal nach oben, um nicht als ‚zu jung‘ abgestempelt zu werden.

Because of my colour, I’m black”
Zitat von Ebony Reigns erschienen in Ghana Guardian

Diese Frau setzt(e) Statements: Ihren Künstlerinnennamen Ebony, zu deutsch ‚Ebenholz‘ wählt die Powerfrau in Bezug auf ihre Hautfarbe. Mit der erste Singleauskopplung „Dancefloor“ landet Ebony Reigns 2015 einen Hit und hält das Erfolgsniveau in den nächsten Jahren konstant bei.

Should i leave all these Gucci Prada?
Na which young girl no dey fear hunger?“
Lyrics „Sponsor“

Die souligen Balladen und rhythmische Afro-Dance-Tracks der jungen und mehrfach ausgezeichneten Künstlerin kommen gut an. Ihre Klickzahlen auf YouTube gehen in die Millionen. Doch das Schicksal ist ein mieser Verräter. Am 8. Februar 2018 verstirbt Ebony Reigns bei einem Autounfall, acht Tage vor ihrem 21. Geburtstag. Auf dem Rückweg von einem Besuch ihrer Mutter prallt das Auto, in dem sie sitzt, auf einen Bus auf. Der Unfall kostet mehrere Menschenleben.

Vielen Menschen in Ghana gilt die Unfallursache als strukturell verschuldet. Die Hauptverantwortung für die hohe Zahl der Verkehrsunfälle läge bei der untätigen Regierung. Der schlechte Zustand der Straßen und die mangelnde Beleuchtung fordern jährlich viele Verletzte und Todesopfer.

Überall die gleiche Scheiße! Als wäre es nicht schlimm genug, tauchen Konservative und fundamentalistische Stimmen auf und schaffen es trotz offensichtlicher Tatsachen, strukturelle Probleme konsequent zu leugnen und diese mit himmelhoch jauchzender Plattitüden wie ‚Eigenverantwortung‘ oder ‚Gottes Strafe‘ zu erklären.

Bei all der Trauer, bei all der gesellschaftlichen Ungerechtigkeit – es gibt Positives und so etwas wie eine Gegenmacht im Leben. Ebony Reigns erhält bei den Ghana Music Awards postum den Preis als ‚Artist of the year‘ – als erster fe*male Act überhaupt in der Geschichte der Awards. Nach ihrem tragischen Tod 2018, entfacht in Ghana eine breite Debatte über Verkehrssicherheit. Mehrere Künstler:innen, Prominente und das Ministerium für Tourismus, Kultur und kreative Künste fordern einen schnellen Ausbau der Straßen. Viel zu häufig braucht es derartig traurigen Anlässe, damit sich etwas verändert.

An jedem Todestag erinnern jährlich unzählige Ghanaer:innen an die viel zu früh verstorbene Künstlerin und zollen ihr Tribut. Rest in peace Ebony Reigns!