Fatima Moumouni

20. August 2023

Alicia

Autorin

Hanna Mueller

Illustratorin

Dass es sehr wohl möglich ist, auf allen Partys gleichzeitig zu tanzen, hat Fatima Moumouni alle mal bewiesen. Die gebürtige Münchnerin gewinnt im Duo mit Laurin Buser Preise für ihr Poetry Slam-Programm, bringt große Theaterhäuser dazu, Themen wie Polizeigewalt auf ihren Bühnen zu thematisieren, gibt Workshops zu antirassistischer Sprache, schreibt Lyrik und rappt nun auch noch. Es können unzählige Texte über ihre Slam-Auftritte, Theaterstücke und Moderationen geschrieben werden. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, sondern eben um den Rap.

Fatima Moumouni studiert Sozialanthropologie und zieht 2011 in die Schweiz, wo sie Laurin Buser in der Basler Poetry Slam-Szene kennenlernt. Rappen tut Fatima aber noch immer auf Hochdeutsch.

Der Sprung vom Poetry Slam zum Rap mag kein großer sein, und an der sprachlichen Gekonntheit und dem melodischen Talent lässt sich auch ganz klar ihre jahrelange Bühnenerfahrung erkennen. Ob nun mit Laurin Buser als Rap-Duo Nuggets (das dieses Jahr die erste gemeinsame EP veröffentlichte) oder jetzt auch vermehrt solistisch: Fatima rechnet mit der (Schweizer) Rap-Szene mit haarscharfer Wortgewalt ab. Wie sie rappt und vor allem was sie rappt lässt sich wohl am besten mit einem Blick auf Fatimas Part in der SRF Bounce #CYPHER23 erkennen:

Geh zum Rap
Bist du mad
Ich bin tata
Bist ganz nett
Und obendrein Versager
Ich bin fly und flow
Wie ein Katamaran
Du bist klein und laut
Wie ein Dackel
Und kannst mit deinen Stoppelbeinen
Kaum in’ ersten Stock hopsen
Alle deine Freunde denken
Das sie HipHop sind
Alle deine Freunde haben
Hellblonde Achselhaare
Alle deine Freunde machen
Demos fürs Fahrradfahren“
– Lyrics #CYPHER23

Die Lyrics sprechen wohl für sich. Als Duo Nuggets beweisen Fatima und Laurin, das sich verschiedene Perspektiven nicht ausschließen müssen, es nicht immer Übereinstimmung geben muss, um zusammen kreativ zu sein. Fatima als Schwarze, muslimische Frau und Laurin als weißer, jüdischer Mann mögen zwar Lyrics aus verschiedenen Erfahrungsschätzen heraus schreiben, vereinbaren lassen sie sich jedoch trotzdem. Sie können sich widersprechen und gleichzeitig zusammen funktionieren und das ist in einer Gesellschaft, in der wir Gegensätze oft nur schwer aushalten können, Gold wert.

Baby du weißt ich mach tausend Sachen
Jeder Blick auf die Uhr
Ist wie Faust im Magen
Aber Babe wenn ich Zeit hätt’
Würde ich sie dir schenken
Überall um deinen Hals und deine Handgelenke
Doch sie buchen unsere Shows
Und ich schreib’s in mein Kalender
Working for the dough
Meine Eltern brauchen Rente“
-Lyrics “Mehr Zeit”

Wenn es möglich wäre, würden alle ihre Lyrics hier stehen, so verdammt gut ausfeilt sind sie. Aber es ist sowieso tausendmal besser, sie von Fatima selbst zu hören und darüber zu staunen, mit was für einer gekonnten Lässigkeit und purem Selbstbewusstsein sie Lines liefert wie: “Für euch muss ich nicht mal ein Sackmesser haben/ Ich jag euch allesamt / mit dem Raclette Schaber/ Swiss Rap” (Lyrics #CYPHER23). Das Video zur Performance gehört also definitiv zum Pflichtprogramm!