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badmómzjay

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„Vom Kinderzimmer in die Charts“ ist bei badmómzjay Programm. Immerhin hatte die junge Frau mit den knallroten Haaren schon eine große Fangemeinde, noch bevor sie überhaupt eine offizielle Single releast hatte. Ihr Weg zum Erfolg beginnt, als sie von ihrem Zimmer in Brandenburg an der Havel aus, wo sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester aufwächst, kurze Videos von sich auf Instagram und TikTok hochlädt, auf denen sie auf bekannte Beats freestylet.

In ihren Texten switcht badmómzjay mühelos zwischen Deutsch und Englisch hin und her, denn sie ist bilingual aufgewachsen. Was bei anderen Rapper:innen häufig gekünstelt oder cringy klingt, entwickelt sich bei ihr schnell zu einem Markenzeichen. Auch sonst ist die Rapperin auffällig: knallrote lange Haare, extrem lange Fingernägel, eine große Klappe und jede Menge Selbstbewusstsein.

Ein Eindruck, der sich schon im allerersten Video mit dem Schweizer Rapper Monet192 bestätigt: Die damals 16-jährige Jordan weiß sich schon da in Szene zu werfen wie ein echter Star. Ebenso weiß sie, wie sie mit Gossip umzugehen hat, und rappt:

Bin wieder da, ja, ohne BH. Leute haben diskutiert. Letzter Post – wunderbar. Zeigt die ihre Titten? Sieht man ihre Nippel? Du denkst, das ist n richtiges Problem? Tief geschnitten! Ja, ich weiß, es wird hart: 90 Tausend Augen da.“

„Papi“ feat. Monet192

Allerdings: 90.000 Augen? Tief geschnitten – bis heute wurde das Video über zehn Millionen Mal geklickt. Zahlen, die badmómzjay mit Leichtigkeit erreicht – diese Frau ist ein Phänomen.

Das sieht man auch bei Universal, wo sie kurz darauf signt. Eine sichere Nummer für das Label, schließlich bringt sie bereits eine stabile Fanbase mit. Die besteht bei badmómzjay nicht nur aus Kids, wie es bei derart jungen und gehypten Künstler:innen häufig der Fall ist. Sogar Kool Savas nennt sie seine momentane Lieblingsrapperin. Eingefleischte Rucksack-Träger:innen und sogar Hater:innen müssen anerkennen, wie wahnsinnig on point diese Frau rappt. Selbstbewusst, wie badmómzjay ist, weiß sie das selbst: „Das kein Hype ich bin einfach gut.“ (auf „Sorry Not Sorry“)

Ihr arroganter Flow und ihre Tracks auf basslastigen Beats zwischen Trap und Oldschool erinnern klanglich manchmal an Anfang bis Mitte der 2000er. Kein Wunder, wenn man hört, wer sich so auf ihrer Playlist tümmelt: Lil Wayne, Eminem und natürlich Nicki Minaj. Deutschrap sei eher nicht so ihr Fall, wie badmómzjay immer wieder betont – was sie nicht von Features mit Takt32 und Kasimir 1441 abhält. Ihr Auftreten und ihre ganze Attitude ähneln dann doch Ami-Rap à la Cardi B oder Saweetie – viele sagen: die deutsche Bhad Babie.

Anfang 2020 folgen ihre ersten und langersehnten Video-Singles. Jordan teilt auf „Zirkus“ erst einmal ordentlich aus: „Das‘ mein richtiger Arsch“ oder „Rapper sind nur tough, wenn sie Lines legen“. Sie sorgt aber auch anderweitig für Gesprächsstoff, etwa weil sie sich als bisexuell outet. Auf ihrer von Maxe produzierten Single „Snowbunny“ rappt sie explizit: „Do you like fucking girls or do you like fucking guys? I like both!“

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Für den Song erntet die junge Rapperin allerdings auch viel Kritik, er sei rassistisch und fetischisierend. Der Titel „Snowbunny“ stehe nicht nur für eine weiße Frau, die vor allem auf Schwarze Männer und in diesem Fall auch Frauen steht, die Rapperin vergleiche außerdem Hautfarben mit Lebensmitteln – nicht cool. badmómzjay reagiert sofort mit einem (ebenfalls kritisierten) Statement, sie sei „100 % anti Rassismus“.

Obwohl die mittlerweile 18-Jährige sich immer wieder provokant und angriffslustig zeigt, gibt sie sich in ihren Storys regelmäßig selbstreflektiert und erklärt, sie sei noch auf dem Weg, Liebe in sich selbst zu finden. Auf dem Song „Supernova“, ebenfalls produziert von Maxe, gibt sie sich erstmals auch musikalisch verletzlich, dort thematisiert sie die fehlende Beziehung zu ihrem Vater. Der Titel von ihrer Debüt-EP „18“, die am 25. September 2020 erschien, beweist, dass auch ihre ruhige und nachdenkliche Seite sehr gut funktioniert. Ein richtiger Gänsehaut-Track!

badmómzjay hat einfach Talent. Dazu kommen ihre Power, ein starker Major im Rücken, der für sehr gute Produktionen sorgt, und immer wieder dieser gnadenlose Flow. Die auffällige Rapperin mit den roten Haaren hätte das Zeug dazu, auch international bekannt zu werden. Ohne Frage kommt man aber im Jahr 2021 nicht an ihr vorbei, wenn man über Frauen im deutschen Rap spricht.

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