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COBRAH

COBRAH

Cobrah

„Strike a pose and express yourself.“ Ein Satz, den sich Clara Blom Christensen aka COBRAH zu Herzen genommen hat. Ihre Musik fühlt sich wie eine fern von Genregrenzen lokalisierte Insel an, auf der Privatparty auf Privatparty folgt, ein Ort der vollkommenen Akzeptanz. Aufgewachsen ist die Stockholmer Rapperin in Göteborg, einer Stadt mit florierender Metal-Szene. Wirklich viel bleibt von dem harten und doch sehr maskulinen Genre nicht bei COBRAH hängen. Ihren kreativen Prozess prägt viel mehr die Stockholmer Fetisch-Club-Szene. Als musikalische Einflüsse benennt sie klar Tommy Cash, Brooke Candy und Sevdaliza. Ähnlich wie sie: sehr experimentierfreudige Künstler:innen.

Eigentlich zog COBRAH nach Stockholm, um Musik auf Lehramt zu studieren. In der Zeit zwischen ersten Ideen zu einem eigenen musikalischen Projekt bis zur Debüt-Single führte sie eine Art Doppelleben. Tagsüber war sie Clara Blom Christensen, die Musiklehrerin, und bei Nacht diese in Latex gekleidete Persönlichkeit in den Stockholmer Clubs. Sie selbst beschreibt es als ihren „Hannah Montana-Moment“.

Hört man COBRAHs Musik, wird schnell klar, dass sie starke Einflüsse aus der Ball Culture zieht. Ihre Musik ist tanzbar, perfekt für alle Kategorien, sei es American Runway, Face, Body oder Femme Queen, und zieht einen hinein in die Faszination von Balls. Die Ball Culture, die man auch unter den Namen Drag Ball oder Ballroom kennt, hat ihren Ursprung in New York im 19. Jahrhundert. Hauptsächlich afroamerikanische und lateinamerikanische Personen der LGBTQ-Szene schufen sich einen Safe Space in Form von Veranstaltungen, den sogenannten Balls, die auf einem Catwalk ausgeführt werden. Hier geht es hauptsächlich um das Ausleben von Sexualität und Geschlechtsidentitäten, die aus dem binären System herausfallen. Wettbewerbe werden in einem Mix aus Tanz, Drag, Lip-Syncing und Modellaufen ausgeführt.

2018 veröffentlichte die Rapperin ihre erste Single „IDFKA (I Don’t Fucking Know Anymore, obvs). Hier thematisiert sie ihre Erfahrungen mit Hetero-Frauen, die das erste Mal was mit ihr hatten. Prinzipiell geht es also um diese nervöse Freude rund um das „erste Mal“. Zusätzlich formte sich aus diesem Song auch ihr Künstlerinnenname COBRAH. Auf diese sehr treibende, metallische Klangwelt folgte ihre Single „Wet, die ein bisschen Kawaii-Realness und Wobble-Sounds in ihre Musik einbringt, ohne dabei die sehr prägnanten robotisch-metallischen Anspielungen untergehen zu lassen. Beide Singles sind Teil der 2019 erschienenen EP „ICON“, die dem Zweck diente, auf Tuchfühlung mit Experimentierfreude zu gehen und sexuelle Befriedigung zu zelebrieren.

My first EP ‘Icon’ was all about trying and exploring and having fun, being creative without consequence, and then the ball started rolling.”

Via NME

Ihre zweite EP „COBRAH“, die im Mai 2021 Release feierte, wirkt im Gegensatz dazu deutlich gefestigter, stilsicherer und noch ausdrucksstärker. Bis zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte COBRAH ihre Musik über ihr eigenes Label GAGBALL Records, mit „COBRAH“ schließt sie dieses Kapitel aber ab, um neue Wege gehen zu können.

This is the best I’ve got at the moment; not that it’s never going to get any better or bigger. But this is also my final project on my own label GAGBALL, so it’s like a debut and goodbye in the same move.

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Via NME

In dem doch recht kurzen Zeitraum von drei Jahren hat sich COBRAH eine starke Fanbase aufgebaut, die sicherlich weiter wachsen wird. Auch international scheint sie Aufsehen zu erregen. Als Charlie XCX ein Konzert in Stockholm gab, holte diese COBRAH prompt auf die Bühne, um mit ihr zu performen.  Dennoch gibt es immer wieder Momente, in denen COBRAH zweifelt, nicht ernst genommen zu werden, weil sie Themen wie weibliche Lust in ihrer Musik thematisiert oder mit dem Queer-Music Stempel degradiert wird.

I think people focus too much on sexuality, and sometimes I’m just a bit over it. Whether my music is about girls or boys or whomever, that’s not really interesting. People label music as queer music, sometimes, which makes it sound less good than regular music.”

Via NME

COBRAHs Musik macht Spaß, empowert, und ziemlich sicher haben wir noch nicht zum letzten Mal von der Stockholmer Künstlerin gehört.

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