Wer erfrischenden, starken und bedeutungsvollen Ami-Rap abseits des Mainstreams hören möchte, ist bei Imerald Brown definitiv richtig. Die junge Künstlerin erforscht in ihrer Musik zahlreiche Sounds und scheut sich nicht davor, auch mal etwas neues auszuprobieren.
Angefangen zu rappen hat sie bereits relativ früh. Die Inspiration dafür stammt aus ihrer Familie:
Mein älterer Bruder hat mich zum Hip-Hop gebracht. Er hat früher gerappt und mein älterer Cousin hatte auch einen Einfluss. Ich bin immer zum Haus meines Bruders gegangen und habe dort aufgenommen, aber ich war verdammt schlampig.“
Imerald Brown im Interview mit Reign Omega, 2018 (ins Deutsche übersetzt)
„Schlampig“ ist ihre Musik heute aber keineswegs – ganz im Gegenteil. Die Bay Area MC überzeugt stets mit Stärke und Professionalität, die in jedem ihrer Tracks durchscheinen. Dabei behält sie jedoch die Verspieltheit vom Anfang ihrer Karriere bei. Ihren Vibe in Worte zu fassen, fällt aufgrund ihrer Wandelbarkeit nicht leicht. Auch der Prozess des Songwritings ist für Imerald etwas ganz besonderes. Sie schöpft Inspiration aus Menschen in ihrem Umfeld und den Dingen, die ihr widerfahren. Ihre Struggles und ihren Schmerz verarbeitet sie oftmals beim Schreiben in wertvolle Lektionen. Musik zu machen und Texte zu schreiben, ist für sie aber kein Hobby, sondern eher eine magische Gabe:
Ich gehe mit der Inspiration. Inspiration ist göttlich. Es ist verdammt magisch. Ich bekomme Kribbeln beim Schreiben und meine Herzfrequenz steigt. Ich fühle mich mit etwas verbunden, das größer ist als ich. Schreiben ist also sehr spirituell. Wie wirklich. Ich stolpere die ganze Zeit darüber, besonders wenn ich einen Song für einen Sänger schreibe. Die Texte kommen nicht von mir, aber sie kommen von mir. Ich ziehe diese Texte aus einem göttlichen Ort irgendwo in einem magischen Feld.“
Imerald Brown im Interview mit Reign Omega, 2018 (ins Deutsche übersetzt)
Ein Thema, das sie in ihren Lyrics häufig thematisiert, ist Alkoholismus. Auf ihrem Track „Thoughts“ vom Album „Enigma„, welches 2018 geleast wurde, rappt sie:
What you know about long nights? / Can’t sleep, got everything on my mind /
Imerald Brown – Thoughts
This shit don’t feel right / I’ve been running from problems /
So fast, they can’t keep up / I’ve been feeling defeated“
Laut eigener Aussage war Alkoholismus ein großer Teil von Imeralds Leben, da ihre Eltern lange Zeit mit Suchtproblemen zu kämpfen hatten. Deshalb sah auch sie Alkoholkonsum in harten Zeiten oft als einen Weg, um mit ihren Sorgen und Problemen umzugehen. Heute ist sie jedoch nüchtern und froh, das Schreiben als gesunden Coping-Mechanismus für sich gefunden zu haben.
Imerald Brown ist nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich eine sehr interessante und inspirierende Künstlerin, die man unbedingt im Auge haben sollte. Auf ihrem neusten Track „TTME“ tut sie das, was sie am besten kann und haut gemeinsam mit Versoul und Lil MC starke Bars auf einem eingängigen Beat raus.