Seit ungefähr zehn Jahren ist Maria Izabel aka Iza Sabino bereits Teil der brasilianischen Rap-Szene. Von Anfang an zielen ihre musikalischen Aktivitäten darauf ab, die Erfahrungen Schwarzer Frauen und der LGBTQIA+-Community zu teilen und empowerend hervorzuheben. Sabino bringt dabei nicht nur die notwendigen Rap-Skills mit und verdient sich innerhalb kürzester Zeit den Respekt der lokalen Szene, sondern auch das Selbstbewusstsein, um misogynen Gegenstimmen trotzig entgegenzutreten.
Geboren 1999 in der Region Minas Gerais, wächst Maria Izabel vor allem mit brasilianischer populärer Musik der 2000er Jahre auf, auch Música Popular Brasileira (kurz MPB) genannt. Ab dem achten Lebensjahr bekommt sie Gitarren- und Schlagzeugunterricht, ihr Vater führt sie zudem zuhause an Rap-Musik von brasilianischen HipHop-Größen wie Racionais MC’s oder internationalen Acts wie Missy Elliott oder Lauryn Hill heran. Die zunehmende Begeisterung für HipHop geht dabei einher mit ihrer wachsenden Leidenschaft für Songwriting. So lassen sich Einflüsse aus Rap, MPB und Funk bis heute unverkennbar in den Songs der Rapperin, Sängerin und Songwriterin wiederfinden.
Ende 2020 erscheint unter nicht ganz einfachen Umständen ihr Debütalbum „Glória“, auf dem die Rapperin ihre Erfahrungen mit missbräuchlichen und toxischen Beziehungen thematisiert und gleichzeitig mit viel musikalischer Power und Resilienz der gedrückten Pandemie-Stimmung entgegentritt. Klaren Anspieltipp auf der Platte stellt der Kollabo-Track mit Tasha & Tracie „Pretas Na Rua“ („Schwarze Frauen auf der Straße“) dar, mit der aussagekräftigen Hook:
„Não tratam pretas na rua igual na internet / não tratam pretas na rua igual“
(„Sie behandeln Schwarze Frauen auf der Straße im Internet nicht gleich / sie behandeln Schwarze Frauen auf der Straße nicht gleich“)
Noch im selben Jahr arbeitet die Künstlerin an dem gemeinsamen Album „Best Duo“ mit Rapper FBC und schickt im Sommer 2021 direkt die EP „Trono de Vidro“ hinterher. Was soll man sagen? Andere nutzen die Tristesse und Eintönigkeit der Lockdown-Zeit zum Puzzeln und Sauerteig aufsetzen, Iza Sabino kanalisiert all ihre Energie und Zeit (glücklicherweise) in ihrer Musik. Seit 2019 agiert sie parallel zu ihrem anderen künstlerischen Output als Teil der fünfköpfigen brasilianischen female* Rap-Crew Fenda, die neben ihr aus den Artists Laura Sette, Mayra Maia, Paige und DJ Kingdom besteht.
Neben all ihrer kämpferischen Natur und Energie überzeugt Sabino auch mit sanfteren Klängen, wie sie 2023 auf ihrer jüngsten EP „Amar Dói“ („Liebe tut weh“) beweist. Basierend auf ihren eigenen Erfahrungen, widmet sie sich nicht einfach nur so dem Thema Liebe, sondern thematisiert mit den vier Tracks der Platte, beispielsweise mit „Confusão“, vor allem Erfahrungen lesbischer Beziehungen. So sehr sie dabei mit ihrem musikalischen Feingefühl und ihrer stimmlichen Vielseitigkeit über R&B- und Pop-Tunes überzeugt, gefällt sie uns persönlich immer noch am besten über scheppernden Trap-Beats wie auf „Olhares“ oder auf Oldschool-Klassikern wie „Pensei“. Am Ende ist aber auch selbst das egal: Hauptsache, es gibt zukünftig so abwechslungsreiche und anspruchsvolle Musik von Iza Sabino.