Wären wir des Polnischen nur etwas mächtiger, wäre uns früher aufgefallen, wie treffend diese Künstlerin ihren Namen gewählt hat: Kara bedeutet „Strafe“. Für eine Straßenrapperin mit beeindruckend aggressiver Attitüde also ein durchaus nachvollziehbarer Gedanke, ihren Namen Karolina entsprechend zusammenzukürzen.
Mit Kara, der Eindruck beschleicht einen schnell, ist nicht unbedingt gut Kirschen essen. Recherchen zu ihrer Person spülen einem zuerst eine hitzig geführte Auseinandersetzung mit ihrem ehemaligen Label 3Y Gun vor Augen, dann – noch viel hässlicher – Homophobie-Vorwürfe. Bestätigen lassen sich letztere nicht, Kara selbst beteuert viel mehr, sie sei als einzige dazwischengegangen, als es bei einem Videodreh zu Handgreiflichkeiten gegen einen schwulen Fan kam. Dass sie sich in einem Umfeld bewegt, in dem derlei überhaupt möglich ist, stellt sie allerdings nicht ins allerschmeichelhafteste Licht.
Dennoch würde der Versuch, Kara zu ignorieren, ihrer Person nicht gerecht – genau wie ihr als Künstlerin nicht gerecht würde, in ihr lediglich die harte Spitterin von der Straße zu sehen. Wie so oft bei Vertreter:innen dieser Sparte, steckt auch hinter Karas rauer Fassade viel mehr. Aus einem Waisenhaus in Krakau heraus, schwingt sie sich erst zur Vertreterin der Szene vor Ort auf. Wenig später gilt sie schon als eine der wenigen weiblichen Stimmen im polnischen Rap, die wirklich den Respekt der Community genießen.
Schon früh mit HipHop-Musik sozialisiert, findet Kara hier eine Stütze und ein Ventil. „Rap hat mir immer geholfen“, erinnert sie sich im Interview. Momente, in denen sie Hilfe brauchte, gab es reichlich. Kara erzählt von einem toxischen Umfeld, von Drogensucht, ihrem Aufenthalt in einer Entzugsklinik, von Neurosen und Angststörungen, die ihr das Leben schwer machen. „Manchmal werde ich schon beim Einkaufen ohnmächtig, wenn zu viele Leute im Laden sind.“
Erstaunlich eigentlich, dass sie sich dennoch in die Öffentlichkeit traut: „Ich hatte nie Lampenfieber“, erklärt sie. „Ich ging einfach ins Studio und nahm auf. Ich wusste, dass man merkte, dass ich viel Rap höre. Ich wusste also, was gut klingt und was nicht.“ Das Studio ist eine Sache – die Bühne eine ganz andere. An ihren ersten Liveauftritt erinnert sich Kara mit deutlich weniger Selbstvertrauen:
Vier Stunden vor dem Konzert habe ich geheult und war so zittrig, dass ich es kaum auf die Bühne geschafft habe. Meine Familie war nicht da, mein Freund nicht, niemand, den ich kannte. Das 3Y-Team, mit dem ich unterwegs war, hatte ich da gerade erst kennengelernt. Ich stand unglaublich unter Stress, aber es war auch lustig: Als ich auf die Bühne ging, war der Stress plötzlich weg. So ist es seitdem geblieben: Ich kann noch so aufgeregt sein, wenn ich die Bühne betrete, gibt es keinen Stress mehr.“
Kara im Interview bei glamrap.pl
Bei besagtem 3Y-Team – die drei Ypsilone stehen für Yez Yez Yo – handelt es sich um Karas erste Labelfamilie. Hier findet sie eine Heimat, veröffentlicht ihr erstes Album „Przebudzenie“ („Erwachen“) und fühlt sich so zugehörig, dass sie zunächst unter dem Namen 3Y Gun Kara firmiert. Doch die Idylle hält nicht lange. Es kommt zum Streit zwischen ihr und ihrem Labelchef. Kara fordert ihre Fans sogar aktiv dazu auf, ihr Album nicht zu kaufen, weil sie sich finanziell betrogen fühlt. Alles Mumpitz, hält ihr Labelchef öffentlich dagegen: Fünfstellige Summen seien von Labelseite in eine Platte geflossen, die sich dann armselige 400 Mal verkauft habe: Sehr viel, um das man Kara hätte betrügen können, sei dabei nicht herausgesprungen, im Gegenteil: 3Y Gun bleiben auf riesigen Verlusten sitzen.
Das Verhältnis erscheint nachhaltig zerrüttet. Dass Kara die Biege macht und das Angebot, zu StoproRap zu wechseln, annimmt, wundert niemanden und dürfte bei 3Y Gun auch eher Erleichterung als Bedauern hervorgerufen haben. Kara feiert ihren Einstand dort auf „Mixtape 7“ von DJ Decks, der sie auch angeworben hatte, und rührt fortan fleißig die Werbetrommel für ihr zweites Album „Deszcz“ („Regen“). Den Traum von einem Feature mit Białas hat sie sich bereits erfüllt, ihn und Kęka nennt sie auf die Frage nach ihren Vorbildern, außerdem die französische Kollegin Keny Arkana und ihre Landsfrau Guova.
Bei ihrer eigenen Musik sei ihr bei aller Härte die Botschaft wichtig. Das Engagement gegen Drogen und für Betroffene liegt ihr sehr am Herzen. „Ich bin sicher, dass ich nur von den Drogen losgekommen bin, weil ich Texte geschrieben habe und diese Kassetten hatte. HipHop war meine neue Sucht“, zeigt sie sich überzeugt. Auch deswegen sei ihr wichtig, etwas zurückzugeben: Kara engagiert sich in sozialen Projekten in Erziehungsanstalten und Jugendzentren. „Musik verbinde ich mit Hilfe. Ich habe selbst gerne Rapper gehört, die helfen wollten, uns rebellische Teenager auf den rechten Weg zu bringen. Ich glaube, deshalb bin ich überhaupt erst ins Rapgame eingestiegen – und jetzt bekomme ich Nachrichten von Jugendlichen, dass meine Musik ihnen hilft. Also mache ich weiter.“
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