1998 schlägt eine junge Künstlerin wie eine Bombe in die brasilianische Musiklandschaft ein: Lurdez da Luz betritt erstmals die Bühnen São Paulos und sichert sich so bereits in den 90ern einen Slot in den Köpfen all jener, die Lurdez da Luz, die sich hin und wieder auch mit einem „s“ am Ende schreibt, auch nur ein einziges Mal zu hören bekommen.
Als Mitglied in den verschiedensten nationalen, wie auch internationalen Rap- und HipHop-Kollektiven, unter anderem in der brasilianischen HipHop Crew Mamelo Sound System, beginnt sie sich einen Namen zu machen. Knapp elf Jahre später, mittlerweile Mutter eines Sohnes, entscheidet sich Lurdez dazu, ihre Karriere einen Schritt weiter nach vorne zu treiben: In Zusammenarbeit mit dem lokalen Produzenten Marcelo Cabral veröffentlicht sie 2010 als eine der wenigen FLINTA*-Musiker:innen der Nation ihre erste Solo-EP. Zum Gratis-Download auf dessen Website veröffentlicht, hält diese Songs wie „Andei“ bereit, der 2011 beim Video Music Brasil-Award als bestes Musikvideo ausgezeichnet wird. Nachdem bereits der Sound ihrer ersten Solo-Werke großen musikalischen Reichtum repräsentiert, beweist sie mit den darauf folgenden Veröffentlichungen ein Mal mehr Potential und klangtechnische Vielfalt. Der Song „Levante“, dessen Musikvideo sie schon 2012 veröffentlicht, bringt eine Art sich auszudrücken hervor, die mit ihren bisherigen Texten bis dato nicht vergleichbar ist. War auch zuvor immer eine starke Energie hinter ihren Worten zu verspüren, treten nun auch energetische Einflüsse anderer international bekannter fe*male Artist wie M.I.A. oder Amanda Blank in den Vordergrund.
Im Gespräch mit dem brasilianischen Medium Banda Desenhada spricht Lurdez selbst von den für sie einschneidendsten Veränderungen in Bezug auf den eigenen Sound: Nicht allein auf technischem Niveau ginge eine Art Evolution vor sich, auch ihre Art zu reimen befinde sich in einer Phase des Wandels. Dabei spiele der Wunsch nach Inklusion, auch in ihren ganz eigenen Texten, eine entscheidende Rolle für sie. Jene Botschaften, die sie der Welt mit ihrer Musik mitteilen möchte, sollen für jede:n zugänglich und verständlich sein, ganz egal, wo die Person herkommt oder welcher Kultur sie sich angehörig fühlt. So verzichte da Luz auf große Poesie und Wortspiele und bemühe sich, die Dinge, die sie beschäftigen, geradeheraus zu sagen. „Levante“ befördert sie so zu einer Hymne für alle, die sich auf die Suche nach einer neuen, besseren Welt, beflügelt von der unantastbaren Würde eines jeden Menschen, begeben.
Somos únicos, porém iguias […] Aqui não dá pra viver em paz | só que amor nunca é damais | Desejo longa vida a todos que são reais
(„Wir sind einzigartig und doch gleich […] Hier kann man nicht in Frieden leben / Nur Liebe kann nie zu viel sein / Ich wünsche allen, die echt sind, ein langes Leben“
Lurdez da Luz „Levante“
13,9 Tausend Instagramfollower:innen sowie zahlreiche Veröffentlichungen und Genreexperimente später entfernen sich ihre neuesten Werke ein wenig vom klassischen Rap und lassen schließlich unter Einbezug traditioneller brasilianischer Rhythmen Genregrenzen ganz verfließen. Auch nach beinahe 25 Jahren im Musikgeschäft hat Lurdez da Luz nicht an Experimentierfreude und Fortschrittsgedanken verloren und weckt die Hoffnung auf weitere neue Sounds in 2022.