Sagen wir es so: Wer sich von Anfang an selbst den Titel „King Caro“ gibt und sogar das eigene Debütalbum so benennt, strotzt nicht nur vor Selbstbewusstsein, sondern ist auch ziemlich von sich überzeugt. Aber keine Sorge, wir sprechen hier nicht vom nächsten mackerhaften Klischee-Rapper, der sich seine Hypermaskulinität beweisen muss. Hinter King Caro steckt die liberianische Rapperin Caroline Moore aka MC Caro, die seit ihrem viralen Durchbruch mit „Pro Poor“ im Jahr 2018 die Rap-Szene ordentlich auf Trab hält und für frischen Wind sorgt. In dem Freestyle kritisiert die damals 22-Jährige die Regierung Liberias für ihre Politik. Kurze Zeit später folgt der Track „Bring Our Money Back„, in dem MC Caro ihrer Frustration darüber Luft macht, dass der Regierung einfach zwei millionenschwere Schiffscontainer auf dem Weg nach Schweden abhanden gekommen sind. Kann man sich nicht ausdenken, sowas!
MC Caros Direktheit und Entschlossenheit, Themen wie die Korruption und die finanziellen Nöte der liberianischen Bevölkerung anzusprechen, kommen bei den Leuten an. Innerhalb kürzester Zeit versammelt die Newcomerin eine riesige Fan-Community hinter sich. Die Menschen identifizieren sich mit ihr, weiß sie doch selbst nur allzu gut um die Lebenssituation vieler Menschen in ihrer Heimat.
Caroline Moore wächst mit sieben Geschwistern und ihren Eltern in New Kru Town, einem Vorort von Monrovia, Liberias Hauptstadt, auf. Die Gegend ist gebeutelt, es herrschen Slum-ähnliche Verhältnisse. Schon früh bekommt Caro zu spüren, mit welchen Vorurteilen ihr Background behaftet ist und mit welchen kulturellen sowie finanziellen Einschränkungen ihre Familie zu leben hat. Tatsächlich muss Caroline später sogar ihr Studium abbrechen, da das nötige Geld dafür fehlt: Rückschläge, die sie jedoch nicht aus der Spur werfen. Wie ihre Geschichte nämlich beweist, kann ein kleiner Moment, ein einziges hochgeladenes Video, bereits alles verändern. Nachdem sie 2018 innerhalb kürzester Zeit die Aufmerksamkeit der gesamten lokalen Rap-Szene aufgrund ihres „Pro Poor“-Freestyles auf sich zieht, bleibt ihr Talent selbstverständlich nicht lange unentdeckt. Ihr Style, ihr Flow, die Inhalte, aber insbesondere der Sound: Kaum eine andere MC der Gegenwart repräsentiert den einheimischen Rap-Stil Liberias namens HipCo so gut wie King Caro. 2019 nimmt sie das Label Smoov HQ Ent unter Vertrag, mit dem die MC bis heute erfolgreich zusammenarbeitet.
In ihren Songs thematisiert MC Caro die unterschiedlichsten Themen und engagiert sich aktivistisch, so zum Beispiel im Track „P.S.A“ (2020) mit Rickslyn Myers, in dem es um sexuelle Übergriffe und Gewalt geht. Generell möchte die MC mit ihrer Musik zum Nachdenken anregen. Schon alleine mit ihrem Auftreten stellt sie hegemoniale Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in Frage, insbesondere innerhalb der Rap-Szene. Genau aus diesem Grund nennt sie sich selbst auch King Caro, um zu provozieren, die Grenzen für weibliche Akteur:innen im Rap neu auszuloten und sich den Raum zu nehmen, der ihr (und allen anderen FLINTA*) zusteht. Bestes Beispiel stellt in diesem Zusammenhang ihr „Savage Freestyle“ (2020) dar, in dem sie ihr Können unter Beweis stellt und klare Ansagen an die männlichen Rap-Kollegen verteilt. Eins steht nämlich fest: MC Caro ist die beste, SIE sagt – wie eine Mutter – wo es langgeht, und die Rap-Bubis haben IHR zuzuhören! Man möge sich ihr Debütalbum „King Caro“ geben, welches im Sommer 2021 erschien und auf 20 Tracks über eine Stunde HipCo-Dopeness abliefert. Klare Anspieltipps stellen Singles wie „Cinderella“, „Money“ feat. Pillz oder „Pull Up“ feat. Feouls dar.
Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass MC Caro 2020 bei den Liberia Music Awards den Preis für die beste weibliche Künstlerin des Jahres sowie Auszeichnungen für ihren Song „Don’t ask me“ (2020) gewonnen hat? Und dass sie 2021 zahlreiche Shows in den USA für ihre nicht gerade kleine Fangemeinschaft in Übersee gespielt hat? Das sei auf jeden Fall hiermit erledigt – und nun erzählt der Welt von dieser krassen Künstlerin.