Myss Keta

30. September 2021

Penelope Braune

Chefredakteurin, Autorin

fetterjungeschlank

Im Herbst 2020 widmet ihr die die New York Times eine ganze Story inklusive Interview und beschreibt Myss Keta als „Italy’s Masked Rap Diva“ und weiter als „the mysterious Queen of the Milan Night and an authority on life behind the surgical veil“. Tatsächlich gilt die Künstlerin als eines der größten Rätsel der italienischen Musikszene der letzten Jahre. Von Beginn ihrer Karriere im Sommer 2013 an präsentiert sich Myss Keta stets mit bedecktem Gesicht. Meistens trägt sie einen Schleier oder eine Maske über Mund und Nase, außerdem eine große schwarze Brille, um ihre wahre Identität zu verbergen. Während sich derartige Accessoires weltweit erst in jüngster Zeit – Danke, Corona! – zu vermeintlichen It-Pieces entwickelt haben, stellen sie bei der Rap-Diva seit vielen Jahren wesentliche Bestandteile ihrer Performance-Persona und ihres Erfolgsrezepts dar.

Die Idee zur Kunstfigur Myss Keta entsteht vor acht Jahren im Kreise des Mailänder Kollektivs Motel Forlanini, ein Zusammenschluss aus Musiker:innenn, Filmregisseur:innen, Designer:innen und Künstler:innen, die mit ihrer Kreation beabsichtigen, den Zeitgeist der Mailänder Kunst- und Kulturszene zu pushen. Es geht ihnen insbesondere darum, mehr Aufmerksamkeit auf den lebendigen Underground-Stil der Metropole zu ziehen.

Bereits die Debütsingle „MILANO SUSHI & COCA“ im August 2018 sorgt für ordentlich Wirbel um Myss Keta, obgleich zu diesem Zeitpunkt noch niemand die Sängerin, Rapperin und Performance-Künstlerin zu Gesicht bekommen hatte. Voller Begeisterung reagieren die Medien und Fans auf ihren eigenwilligen expressiven Stil und Sound, ein Mix aus Rap und starken Elektro- und Club-Einflüssen, die die unbekannte Künstlerin mit einer gehörigen Portion Punk-Attitüde anreichert. Nicht zuletzt aufgrund dieser rotzigen und provokanten Art, sich in ihren Videos (und später auch auf der Bühne) zu präsentieren, sowie wegen ihrer expliziten Lyrics wird auch die internationale Szene auf Myss Keta aufmerksam.

Im Jahr 2014 folgt mit „ILLUSIONE DISTRATTA“ die zweite Single, 2015 dann der Track „BURQA DI GUCCI„. Im dazugehörigen Video zeigt sich Myss Keta erstmals in ihrer ganzen Gestalt, wohl bemerkt mit der für sie charakteristischen Mund-Nasen-Verdeckung und schwarzer Brille, wie man sie auch in allen zukünftigen Videos zu sehen bekommen wird.

In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte Myss Keta nicht nur das Mixtape „L’angelo dall’occhiale da sera“ (dt. „Der Engel mit Abendbrille“; 2016), die EP „Carpaccio ghiacciato“ (2017) mit dem Banger „Xananas“ (2017) und ihr Debütalbum „Una vita in Capslock“ (2018), sondern auch die fiktive Autobiografie „Una donna che conta” (dt. „Eine Frau, die zählt“; 2018) über ihre Kunstfigur Myss Keta. Wenig später folgt der gleichnamige Song zur Biografie inklusive Musikvideo.

Inspiriert von Künstler:innen wie Madonna, Peaches, Miss Kittin, Raffaella Carrà, Lady Gaga und Jo Squillo, wächst über die Jahre ihr Wirkungskreis und lässt Myss Keta zu einer Ikone der italienischen Club- und LGBTQI*-Community aufsteigen. Dabei gestattet die Künstlerin keinen Zweifel daran, dass ihre Performance-Kunst, Videos und Musik auf kollektiven Ideen ihres Team beruhen. 2019 droppt sie in diesem Zusammenhang die Single „Le ragazze di Porta Venezia – The Manifesto“ und stellt im zugehörigen Musikvideo all ihre Mitarbeiter:innen vor. Nach dem Song „PAZZESKA“ feat. Guè Pequeno, handelt es sich um die zweite Auskopplung aus ihrem zweiten Album „Paprika“ (2019).

Zweifelsohne stellt die maskierte Rap-Diva mit ihrer mysteriösen, unnahbaren und gleichzeitigen zügellosen Art eine der spannendsten Künstler:innen dar, die Italien derzeit zu bieten hat. Bei der Quantität und Qualität an künstlerischem Output, die uns Myss Keta in den letzten Jahren geboten hat, ist nicht zu erwarten, dass sich daran so schnell etwas ändern wird. Haben wir schon erwähnt, dass 2020 die EP „Il Cielo non è un limite“ (dt. „Der Himmel ist keine Grenze“) erschien? Klarer Anspieltipp auf der Platte: die Rave-Hymne „GIOVANNA HARDCORE“. Gönnt euch!

Chadia Rodriguez

Neelam

ZM [Zara Moussa]

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