Taby Pilgrim

10. Juni 2020

Tobias Eßer

Autor

Welcher Job könnte perfekt für eine Rapperin sein? Für die 23-jährige Taby Pilgrim scheint die Antwort auf diese Frage klar zu sein: Synchronsprecherin. Und so hat die Rapperin, die mit bürgerlichem Namen Tabea Hilbert heißt, schon Sprechrollen in verschiedenen (Anime-)Serien übernommen.

Das Talent für Sprache und Musik liegt bei Taby Pilgrim in der Familie. Ihr Vater ist der Schöpfer der „Ritter Rost“-Kinderbuchreihe, „dementsprechend habe ich mich wohl schon immer viel mit Gedichten und Reimen und Wortwitzen beschäftigt“, sagt Taby Pilgrim im Interview mit 365 Female* MCs.

Mit ihrem Debütalbum „Pilgerreise“, das am 22.05.2020 erschien, beweist die gebürtige Essenerin ihre Liebe zu Wortspielen in fast jeder Zeile. Die Reimketten sitzen so, als hätte die 23-jährige in ihrem Leben nichts anderes gemacht als sich mit Rap zu beschäftigen. Ganz neu im Game ist sie übrigens nicht: Seit sechs Jahren lädt sie auf ihrem YouTube-Channel Coverversionen verschiedener Künstler*innen, Alligatoah-Medleys und eigene Singer-Songwriter-Songs hoch. Mit „Hauptsache Content“ erschien 2019 ihr erster eigener Rapsong. „Da hab ich erst gemerkt, wie viel Spaß es mir eigentlich macht, deutsche Texte zu schreiben und über irgendwelchen Reimketten zu brüten. Damit wollte ich dann irgendwie nicht mehr aufhören“, erklärt die Rapperin.

Zum Glück hat sie nicht aufgehört. „Pilgerreise“ ist ein starkes Erstlingswerk, auf dem Taby Pilgrim sowohl lyrisch als auch technisch zu überzeugen weiß. Die acht Songs des Albums hören sich vielseitig und bauen inhaltlich aufeinander auf. Ein vollwertiges Konzeptalbum sei „Pilgerreise“ trotzdem nicht, sondern vielmehr ein „Konzeptchen“, verrät die Schöpferin des Debüts.

Konkrete Pläne für ihre weitere Musikkarriere hat Taby Pilgrim noch nicht. „Ich glaube eh, bei kreativen Karrieren jeglicher Art ist es klug, sich nicht einen 5-Jahres-Plan anzulegen, weil dazwischen so viele Dinge passieren oder eben nicht passieren können. Klingt jetzt vielleicht pathetisch, aber ich bin lieber positiv überrascht als mich irgendwelchen unerfüllten Erwartungen zu stellen. Ich lass das alles mal auf mich zukommen und mach einfach weiter das, wozu ich Bock hab.“

Auf nur eine Karriere will sich Taby Pilgrim zumindest nicht festlegen. Aktuell lebt sie in London, wo sie ihren Master in Film- und Soundproduktion beginnt. „Wenn ich nur einen Job hätte, egal wie cool der ist, würde ich sehr schnell keinen Bock mehr darauf haben. Darum ist im Moment der Plan: Synchronsprechen links, Sounddesign rechts und in der Mitte Rap. Von allem ein bisschen, aber dafür alles ziemlich gut.“

Mit ihrer unverwechselbaren Stimme und ihren lyrischen Qualitäten ist Taby Pilgrim dabei, in der deutschen Rapszene Fuß zu fassen. Und wenn sie keine Lust mehr auf Rap haben sollte, kommt sie sicher mit einem ihrer anderen Talente über die Runden.

Nazz

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