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Tsega Beloved

Tsega Beloved

Ein Gedicht, eine Illustration, eine Fotografie oder eben ein Song – die US-amerikanische Rapperin Tsega Beloved gehört wohl zu den wenigen Rapper:innen, die von sich behaupten können, Multimedia-Artist zu sein. Doch die Künstlerin aus Atlanta macht sich alle diese Medien zu eigen. Graphikdesign kann für sie genauso sehr als Sprachrohr fungieren wie Rap. Denn das ist Tsega wichtig: eine Stimme zu haben, von der sie dachte, dass sie ihr nie zu Verfügung stehen würde.

I carved out my voice through music and design work. The more intangible, mysterious, and sometimes darker aspects of our existence as human beings are a huge source of inspiration and direction for my work; sexuality, mental instability, spirituality, and femininity all play a role.“

– im Interview mit Shoutout Atlanta

Word. Das Allround-Talent weiß offensichtlich mit Worten umzugehen. Ganz schnell wird klar: Tsega Beloved nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Sexualität, Feminismus und vor allem Mental Health geht. Wie sehr letzteres in der Gesellschaft tabuisiert ist, hat sie am eigenen Leib erfahren.

Aber kurz zurück: Tsega Beloved heißt bürgerlich Tseganesh Gebresilassie oder auch einfach Gracie. Denn Tseganesh bedeutet Grace in Amharisch, der Sprache des Herkunftslandes ihrer Eltern: Äthiopien. Sie studiert Design and Fine Arts in Kalifornien und bringt 2017 ihre erste EP heraus. „Happy Tears“ stellt jedoch viel mehr als eine reine Platte dar, viel eher handelt es sich dabei, um ein Musikprojekt mit einer begleitenden Ausstellung und open-mic Session. Der Erfolg, den sie mit diesem Projekt hat, wird jäh von einer psychotischen Episode unterbrochen. Nach dieser wird Tsega Beloved mit einer Bipolar-I-Störung diagnostiziert und nimmt eine Auszeit von der Universität sowie der Musik. Mit ihren Diagnosen und ihren Struggles geht Tsega offen um und thematisiert diese auch ganz konkret in ihren Songs.

Dean’s list at USC and
Poppin‘ in this rap shit
I slipped into psychosis
Went n‘ dropped out all my classes“

– Lyrics „HAH”

Ihre EP „OFFMYMEDS“, die sie letztes Jahr veröffentlicht, beweist einmal wieder wie wichtig und wirksam es ist, Zeit für sich selbst zu nehmen. Sie scheint stärker und selbstbewusster denn je. Vor allem aber teilt sie diese neu gewonnene Stärke mit ihren Hörer:innen. Ihre Texte kommen ehrlich, poetisch und provozierend daher. Sie sprechen denen aus der Seele, die glauben, nicht gehört zu werden.

„I know what it’s like to feel alone, unseen, and unheard, so I put myself out there because I know there’s someone who’ll feel a little bit less alone because of it. Courage is contagious”, erklärt Tsega Beloved gegenüber VoyageATL in einem Interview zu „Let Go” im Jahr 2019.

Mut ist ansteckend – genau das transportieren ihre künstlerischen Arrangements aus Worten über vielschichtigen Beats wie beispielsweise in den Songs „OFFMYMEDS“ oder „HAH“.

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​​Doc said somethin‘, I forget
Mirrors scare me
People staring
Having dreams that don’t make sense
Locked doors
Cold showers
Wet floors
Long hours
Pandemonium going from sane
To lickin‘ linoleum
Mania in my cranium
Made a mess of a Monday
Now I’m waitin‘ for Sunday
Then I’ll be out, what they told me
I was stiffened in a classroom
I can’t ask for help
I got classes to attend to“

– Lyrics „OFFMYMEDS

Zum Schluss, weil es nicht oft genug gesagt werden kann, noch ein paar Worte von Tsega Beloved, die wirklich alle dazu motivieren sollten, ihre Musik zu hören:

Women’s stories have gone unheard and untold for a very long time, and I think learning from these perspectives can improve the experiences of everyone. From looking at the different working women in my life, innovation seems second-nature for these women who’ve been forced to navigate systems working against their success their whole lives.“

– im Interview mit VoyageATL
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