Heute, am Internationalen Weltfrauentag, startet in Brüssel die dritte Ausgabe des Festivals „La Belle Hip Hop“. Zum Eröffnungskonzert werden heute international erfolgreiche Female MCs wie Dynasty, Shadia Mansour und Comagatte sowie belgische Artists wie Gloria Boateng, Lidy Fa und Cléo auf der Bühne stehen. Eine ganze Woche lang dauert das Festival, das Frauen in allen Disziplinen der HipHop-Kultur eine Bühne gibt und dazu, langsam aber unaufhaltsam, ein internationales Netzwerk des Female HipHop aufbaut. Fatima, Initiatorin und Organisatorin des Festivals, hat mir meine Fragen beantwortet.
Liebe Fatima, erzähl mir, wie du das Festival „La Belle Hip Hop“ gestartet hast.
Das erste “La Belle Hip Hop“-Festival fand am 8. März vor zwei Jahren statt. Die Idee war, ein Festival ins Leben zu rufen, das sich voll und ganz den Frauen in der HipHop-Kultur widmet und dabei alle Disziplinen abdeckt, die zu HipHop gehören. Schon zuvor hatten wir einige Konzerte mit einem rein weiblichen Line Up veranstaltet, aber noch nie ein so großes Projekt wie dieses. Wir möchten mit dem Festival Frauen stärken, zeigen, wie viel weibliches Talent es auf der ganzen Welt gibt und die jüngere Generation motivieren.
Das Festival findet unter dem Slogan “Soeur Yes Soeur” statt. Was bedeutet dieser Slogan für dich?
Der Slogan verbindet die Leistungsfähigkeit, Solidarität, Entschlossenheit und Strukturen, für die Frauen einstehen, um die vorherrschende Benachteiligung zu überwinden. Wir möchten zeigen, dass Frauen heute unabhängig sind und die Ziele, die sie sich stecken, eigenständig erreichen. Sie organisieren sich gemeinsam, machen Dinge möglich und fördern den sozialen Zusammenhalt. Dennoch sind sie sich bewusst, dass der Weg zu wirklicher Gleichberechtigung noch weit ist. Der Slogan „Soeur Yes Soeur“, also „Schwester, ja, Schwester“ symbolisiert die Entschlossenheit, mit der wir Frauen diese Dinge angehen.
Warum ist ein All Female Hip Hop Festival so dringend notwendig für diesen Kampf?
HipHop steht für so viele positive Werte – das müssen wir zeigen. Dennoch ist HipHop auch mit vielen Stereotypen verbunden und die Rolle von Frauen in dieser Welt wird immer wieder infrage gestellt. Wenn wir hier Künstlerinnen aus der Türkei, aus Indien und dem Nahen Osten haben, die sich durch diese Kultur ausdrücken, zeigt das doch deutlich, dass Frauen sich absolut mit HipHop identifizieren. Doch auch darüber hinaus sind Frauen jeden Tag zahlreichen Problemen ausgesetzt. Das betrifft zum Beispiel die Gleichheit der Geschlechter, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. Mit einem All Female Festival können wir Hoffnung spenden und ein gutes Beispiel abgeben. Noch immer sagen die Leute, es gebe nur wenige Frauen im HipHop. Ich denke, ein solches Festival kann andere Frauen auch ermutigen, ihr Talent zu zeigen, so dass wir am Ende eine faire Geschlechterverteilung im HipHop haben.
Nach welchen Kriterien gehst du beim Booking der Künstlerinnen vor?
Wir wählen nationale und internationale Künstlerinnen aus, und gehen dabei natürlich vor allem nach Talent, aber zum Teil auch danach, ob die Künstlerinnen selbst aktivistisch oder als Teil einer Organisation zur Stärkung von Frauen unterwegs sind, und natürlich auch nach ihrer Persönlichkeit. Sie sollen positive Vibes auf die Bühne bringen. Wir können natürlich nicht alle einladen, versuchen aber, jedes Jahr neue Gesichter dazu zu holen und dabei auch weiter mit den Künstlerinnen zusammen zu arbeiten, die schon einmal mit dabei waren. So unterstützen wir auch ihre eigenen Projekte über das ganze Jahr. Natürlich sind wir auch offen für Vorschläge. Künstlerinnen aus der ganzen Welt können sich gern auch selbst bei uns vorstellen.
Das Festival besteht nicht nur aus einem großartigen Konzert, sondern beinhaltet unter anderem auch die „LBHH Unversity“ und die „LBHH School“. Was genau passiert dort und an den anderen Tagen des Festivals?
“LBHH University” zeigt eine Dokumentation über Frauen im HipHop in der arabischen Welt. Wir haben auch eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema und möchten uns mit dem Publikum dazu austauschen. Im Rahmen der „LBHH School“ wird es mehrere Workshops an verschiedenen Orten in der Stadt geben, unter anderem in einem Frauengefängnis. Bei der „LBHH Documentary“ wird die Doku über die mexikanische Künstlerin Audry Funk gezeigt, die als Geflüchtete in die USA kam. Wir haben darüber hinaus zwei Showcases, neben Audry selbst wird noch die tunesische Künstlerin Malikah auftreten. Bei der „LBHH Graffiti Jam“ werden Künstlerinnen aus den USA, der Schweiz, Frankreich und natürlich Belgien zu Gast sein. Alle Informationen und das Programm für die gesamten acht Tage gibt es auf Facebook unter „La Belle Hip Hop“.
“La Belle Hip-Hop” findet in diesem Jahr nicht nur in Brüssel statt. Was kannst du mir über eure Pläne erzählen, das Festival auch in andere Länder zu bringen?
Die besondere Herausforderung am diesjährigen Festival ist es, dass wir erstmalig acht belgische Künstlerinnen in acht verschiedene Länder schicken, damit sie dort performen. Die Zielländer haben eigene internationale Organisationen. Mit dabei sind zum Beispiel die USA, Finnland, Deutschland, Frankreich, Marokko, Mauretanien und Großbritannien. Ziel ist es, die Wertevorstellungen von „La Belle Hip Hop“ weiter zu verbreiten. Die belgischen Künstlerinnen können ihr Netzwerk erweitern, neue Erfahrungen sammeln sowie ihr Talent im Ausland zeigen. „La Belle Hip Hop“ möchte diese internationalen Connections weiter ausbauen und natürlich auch weiterhin internationale Festivals organisieren.
Nachtrag: Das deutsche Event zu La Belle Hip Hop findet heute in Köln statt. Zu Gast sind die deutsche Rapperin Die P sowie Matyas aus Belgien.
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