Es ist und bleibt eines der größten Vergnügen als Redakteurin bei 365 Female*MCs, sich Tag um Tag mit den Rap-Queens der Welt auseinandersetzen zu dürfen und dabei feststellen zu können, wie weltweit – nicht nur im Rap-Game – eine neue Generation von Frauen heranwächst. Diese Frauen präsentieren sich mit ihrer Musik von der ersten Sekunde an selbstbewusst und unbeeindruckt von gängigen Stereotypen der heutigen Gesellschaft: Sie sind laut, sie sind leise, sie trauen sich, schonungslos Dinge in Frage zu stellen oder progressive Antworten zu liefern. Vor allem wollen sie mit ihrem künstlerischen Output stets Raum für neue Bilder und Geschichten zur Identifikation schaffen.
Eine dieser vielversprechenden Künstler:innen ist die argentinische Rapperin Blair, die sich vor gerade einmal einem Jahr mit ihrer Trap-Debütsingle „Al final del día“ der Welt als Rapperin präsentiert und zurecht mit offenen Armen empfangen wird. Mindestens genauso schnell wie die Klickzahlen des Songs in den sechsstelligen Bereich klettern, wächst auf Instagram & Co. auch Blairs Fangemeinschaft heran, die sie für ihren Style und ihre Musik mit Liebe nur so überschütten.
Aufgewachsen in den Straßen von Punta Alta, einer Kleinstadt an der Ostküste von Argentinien, zieht Julieta Aylén Ordorica aka Blair nach Abschluss der Highschool im Sommer 2019 ohne konkreten Plan nach Buenos Aires. Sie glaubt fest daran, dass jeder Mensch seines eigenes Glückes Schmied:in ist („La suerte la llevo adentro mío.“ – „Ich trage das Glück in mir.“) und sich die Dinge dementsprechend auch fügen werden – und das haben sie im Falle von Blair auch.
Angekommen in Buenos Aires lässt sie sich vom Vibe der Stadt inspirieren. Sie hängt viel mit ihren Freund:innen ab, verbringt mehr und mehr Zeit mit dem Beatmaker und Produzenten Matías Bullz im Studio und recordet in einer eher spontanen Aktion „Al final del día“. Nachdem sich Blair in jüngeren Jahren auch mal vergeblich als Sängerin in einer Alternative-Rock-Band versucht hat, findet sie im Rap ihr persönliches Medium, um sich und ihre Gedanken auszudrücken. Von der ersten Sekunde liefert sie auf musikalischer Ebene in Style und Flow „on point“ ab. Seit letzten Sommer und dem überraschenden Erfolg ihrer ersten Single veröffentlicht Blair weitere Banger wie „Sharingan“, „#bless“ (feat. Big TI) oder „Empezar de Cero“. Beeindruckend an dieser jungen Künstlerin ist dabei vor allem ihr Feingespür für Ästhetik sowie ihr ganz eigenes Verständnis von Schönheit, welches sich nicht nur auf textlicher Ebene bemerkbar macht, sondern auch in der Art und Weise wie Blair sich z.B. auf ihren Social Media-Kanälen inszeniert und präsentiert..
„Arte en cada esquina de mi habitación
Al final del día
Y lagrimas en cada parte de mi colchón
Humo en el balcón, ya no creo en el amor
Pero entre nosotros dos siento una conexión“
(„Kunst in jeder Ecke meines Zimmers
Und Tränen an jedem Teil meiner Matratze
Rauch auf dem Balkon, ich glaube nicht mehr an Liebe
Aber zwischen uns beiden fühle ich eine Verbindung“)
Insofern überrascht es auch nicht, dass Blair ihren Künstlerinnennamen ganz bewusst in Anlehnung an einen aus der Popkultur bekannten Hexenfilm gewählt hat und die 13 – entgegen so mancher kultureller Zuschreibung – ihre Glückszahl ist. Newcomerin hin oder her – Blair zieht auf jeden Fall unbeirrt ihr eigenes künstlerisches Ding durch und das feiern wir als Redaktion natürlich sehr! Big shout-out!