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Catnapp

Catnapp

Um 2021 berühmt zu werden, braucht es einen TikTok-Hype, richtig? Weit gefehlt. Für Catnapp aus Argentinien taten es auch mehrere Netflix-Produktion. Ihre hektische und sehr atmosphärische Musik sollte dabei eigentlich im Hintergrund laufen, stahl den Schauspieler:innen aber offensichtlich die Show. Schaut man sich die YouTube-Kommentare unter ihren Videos an, regnet es nur so Wellen des Dankes an die Macher:innen hinter Serien wie „Unorthodox“ oder „How to Sell Drugs Online Fast“ für das feine Gespür für die Musik von Catnapp

Um direkt bei YouTube-Kommentaren zu bleiben: Unter Catnapps wohl bekanntestem Song „Now Cover“ lautet eine der Top-Anmerkungen: „This artist fits perfectly to Berlin.“ Und irgendwie fasst dieser eine Kommentar die Musik Catnapps auch recht gut zusammen: mehr Rave als Rap, mehr Atmosphäre als Flex. Dazu kommt eine Erscheinung mit kunterbunter Frisur, die Seiten kurzrasiert, die Outfits extrem weit und extravagant. Was im ersten Moment vielleicht klischeehaft wirkt, bringt am Ende vor allem eins hervor: sehr gute und einzigartige Musik, die absolut von ihrer Dynamik zwischen Stille und kompletter Hektik lebt und Catnapps monotone Delivery abfedert. Das Zitty-Magazin beschreibt sie als „klischee-sprengenden Cyborg zwischen Rave, Punk und HipHop“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. 

Die Geschichte von Amparo Battaglia aka Catnapp beginnt in den 80er Jahren in Buenos Aires. Im Studio ihres Großvaters kommt sie früh mit Musik in Kontakt und lernt schnell und autodidaktisch, Gitarre zu spielen. Mit 13 kommt sie mit elektronischer Musik in Berührung und tauscht im Handumdrehen die Gitarre gegen diverse Synthesizer ein. Sie studiert dann auch direkt elektronische Musikproduktion und veröffentlicht erste Tracks. Als sich das Studium dem Ende neigt, steht sie am Scheideweg: Eine Musik-Karriere in Argentinien zu wagen, kommt mit ihrer hoch experimentellen und eher nischigen Musik nicht in Frage. Ein normales Leben mit 9-5-Job allerdings auch nicht. 

Also zieht sie ohne festes Ziel nach Europa und verliebt sich 2015 in die Stadt Berlin. Plötzlich geht sie mit ihrem unkonventionellen Kleidungsstil einfach in der Masse unter, anstatt wie in ihrer Heimat auf der Straße und im sozialen Umfeld als verrückt angesehen und gemieden zu werden. Zudem findet sie erstmals eine größere Gruppe Gleichgesinnter. „Es fühlt sich an, als würde ich jeden Tag ein Glas Inspiration trinken“, sagt sie über ihre neue Wahlheimat. 

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Fast zufällig kommt sie wenige Jahre später an einen Plattenvertrag: Nach einem Gespräch mit dem Tourmanager von Modeselektor landet ihr Demo bei dem legendären Berliner Duo auf dem Tisch und Catnapp alsbald im Roster des hauseigenen Labels Monkeytown. Die Argentinierin kann es kaum fassen. Schnell entstehen mehrere EPs, und ein Song mit Modeselektor. Ihr Debütalbum. „Break“ erscheint im Sommer 2019 und findet sofort international Gehör. Catnapps Musik läuft jetzt auf einer Modenschau von Rihanna und in den angesprochenen Netflix-Serien. Und, ja: Ihr Name ist tatsächlich eine Huldigung an ihr Lieblingstier, genauso wie die diversen Katzen-Tattoos auf ihren Armen. 

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