Keeping up with Don Tha DoLL. Bevor irgendwer zu sehr entspannt, aufgepasst: Wenn ‚MR. MONEY RIGHT NOW‘ eines nicht übt, dann Zurückhaltung. Don Tha DoLL macht nicht nur unermüdlich Para und redet darüber, sondern verteilt dazu messerscharfe Spitzen gegen andere Rapper:innen im Game.
Need my motherfucking money right now,
Lyrics „Money Right Know“
need my money right now,
need my money right now,
need my money right,
need it right now.“
Aufgewachsen in Dallas in Texas, arbeitet Don Tha DoLL (DTD) zunächst als Hairstylist:in. Vor knapp sechs Jahren beginnt das Transgender-Raptalent, eigene Songs zu veröffentlichen, und macht schnell klar: Hier kann jemand ordentlich flexen, verbale Breitseiten verteilen und sich gleichzeitig reflexiv damit auseinandersetzen.
Y’all mad, cause I took off just one Drill song!“
Lyrics „Stain“
Don Tha DoLL gilt vielen als Drill-Rapper:in. Auch wenn DTD das nicht gerne hört, passen die verwendeten düsteren Trap-Instrumentals und roughen Texte durchaus in das Subgenre. Zu den klassischen Identifikationsmerkmalen des Drills gehört die explizite Auseinandersetzung mit der häufig von Kriminalität und Gang-Zugehörigkeit geprägten eigenen Lebenssituation. Der in den Videos vielfach prominent in Szene gesetzte Revolverlauf, vor allem aber die Lyrics geben Rückschlüsse auf eine Straßenvergangenheit des Artists mit der Selbstbezeichnung ‚Mr. Money Right Now‘.
I’m on that stain shit,
Lyrics „Stain“
fuck who you came with,
I’m on that gang shit,
fuck watcha claim bitch […]“
Neben all dem selbstreferentiellen Representen gibt es noch eine zweite Ebene. Das Bild von einem klassischen Gang-Mitglied geht nicht selten mit Vorstellungen von bewaffneten Männern in Baggy-Pants einher. Diese hegemoniale Männlichkeit konterkariert das selbstbewusste Drill-Feuerwerk mit Bravour. Geschminkt und auf High-Heels bricht Don Tha DoLL mit gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten und büßt dennoch nichts an Authentizität und Street Credibility ein. Interessant erscheint vor allem, mit welcher Leichtigkeit DTD heteronormative Weltbilder dekonstruiert. Anstatt einer hochkomplexen Analyse über ein tradiertes Verständnis von binärer Geschlechterordnung schlüpft DTD in ein bauchfreies Tank-Top, zückt eine Waffe und feuert – verbal, selbstverständlich – gegen vermeintliche „wack MCs“, die den Weg kreuzen.
Als bekanntestes Beispiel zählt wohl der Diss-Track „It’s giving me“ gegen den offen schwul lebenden US-Rapper Saucy Santana. Dieser erleidet bei einem mutmaßlich homophob konnotierten Drive-By-Shooting 2019 in Florida Schussverletzungen. DTD nutzt für seinen Track kurz nach der Schießerei entstandene Videoaufnahmen. Diese zeigen einen aufgelösten Saucy Santana, der gegenüber den Einsatzkräften mehrmals ‚I‘m a rapper, I’m a celebrity‘ proklamiert. Das öffentliche Leben verzeiht nichts. Auch spontane Ausbrüche in einer Ausnahmesituation nutzt die Konkurrenz sofort, um sich mittels Abwertung anderer selbst zu erhöhen.
Soweit klingt das erst einmal nicht sonderlich sympathisch, wenngleich Feindschaften und Beleidigungen quasi zur HipHop-Kultur dazugehören. Don Tha DoLL sucht allerdings die kritische Auseinandersetzung mit eigenen Taten und geht im neusten Track „They Snitchn“ hart mit der eigenen Vergangenheit ins Gericht.
Getting of the streets,
Lyrics „They Snitchn“
going straight into the club,
dancing on stage,
shaking ass for them once,
I did it, cause I had to,
I ain’t do that shit for fun, […]“
Diese mysteriöse Ambivalenz macht die Rap-Persona Don Tha DoLL ziemlich spannend. Wohin der Weg auch führt: Potential zum schillernden Rap-Star ist auf jeden Fall da. Keeping up!