Mit den ersten Singleauskopplungen ihrer Debüt-EP verzaubert die australische Sängerin, Rapperin und Produzentin Elsy Wameyo nicht nur die lokale HipHop-Szene. Ob in ihrer Heimat Kenia oder bei diversen Jury-Mitgliedern verschiedener Musikpreise: Elsy Wameyo trifft mit ihren ehrlichen Worten und warmen Sounds den Zeitgeist und damit die Gemüter vieler Fans, und das, obwohl sie sich eigentlich nur selbst einen Traum erfüllen wollte.
Elsy Wameyo wird 1999 in Nariobi in Kenia, geboren. Im Alter von sieben Jahren zieht sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Australien, ihre Heimat ist fortan das süd-australische Adelaide. Neben der Schule und später auch während des Studiums ist das Singen ihre größte Leidenschaft, besonders der Kirchenchor schenkt ihr Kraft. Dass aus den kleinen Kirchenauftritten heute große Open-Air-Shows in ihrer Heimat geworden sind, gleicht für Elsy einem Traum. In einem Facebook-Post schreibt sie:
As a little girl I dreamt of these moments. I watched Adele for hours whilst sitting on my fathers lap, dreaming of the day I could get on stage and sing for people. On sunday I performed to thousands with my father side stage. Safe to say dreams do come true.“
Elsy Wameyo auf Facebook
Dieser Traum, den die 23-Jährige heute leben darf, startet allerdings erst 2018. Mit ihrer ersten Single „Intuition“ veröffentlicht sie einen emotionalen Song im Gedenken an eine ihr nahestehende Person. Auf einem Piano-Beat mit oldschooligen Drums besingt sie verlorene Freund:innen und anhaltende Traurigkeit in kurzen, aber treffenden Worten:
One, I walk and I’m under a tree
Lyrics „Intuition„
Two, my eyes slowly shut I can’t see
Three, I’m hanging up I’m asleep
See that’s how the story went
That’s how I lost some friends
It’s hard to pretend
Like a river, my tears flow
Now all the rain is gone, where is the rainbow?
Reminiscing“
Lediglich diesen und einen weiteren Track muss Elsy Wameyo veröffentlichen, bis die lokale HipHop-Szene auf sie aufmerksam wird. Noch im selben Jahr gewinnt sie den Young Kenyan of the Year Award, im Jahr darauf wird sie Best Hip Hop Artist bei den South Australian Music Awards. Was eigentlich nur ein langjähriges Hobby ist, wird schnell zum Erfolg. Seit 2019 steht Elsy Wameyo beim Independet-Label ihres Mentors Gabriel Akon unter Vertrag, ihre aktuellen Releases erscheinen allerdings über das Label Music in Exile.
Ihre dritte Veröffentlichung „Outcast“ von 2019 erzählt von Rassismus-Erfahrungen, die Elsy bereits als junges Mädchen in Australien erdulden musste. Erstmals lernt sie, wie sehr es empowern kann, über Misstände und eigene Erfahrungen mit Diskriminierung zu sprechen, weshalb sie nach „Outcast“ immer öfter politische Themen behandelt. Sowohl in der Sprache ihrer Eltern, Kinyarwanda, als auch auf Englisch verspricht die junge Künstlerin auf „Outcast“ Trost: Solange wir alle Kinder Gottes sind, sind wir gleich. Nicht nur „Outcast“ sucht nach Halt in der Religion. In vielen Songs und Interviews spricht Elsy Wameyo über ihren Glauben und darüber, dass sie ihr musikalisches Talent von Gott erhalten habe. Aus diesem Grund ist auch der Gospel eine ihrer maßgeblichen Inspirationen, neben Rap- und R&B-Größen wie Kendrick Lamar, Little Simz und Ludwig Göransson, der Komponist der „Black Panther“-Filmmusik.
Elsys erste EP „Nilotic“ erschien wenige Tage vor diesem Portrait, am 1. April 2022, auf Vinyl und natürlich auch bei allen Streamingdiensten. Die ersten Singleauskopplungen „River Nile“ und „Nilotic“ versprechen ein politisches Release voll versierter Flows, das sich mit Kultur, Diskriminierung und Polizeigewalt beschäftigt. Als dieses Portrait hier geschrieben wurde, konnten wir noch nicht in Elsys neuste Platte reinhören. Diese Aufgabe bleibt nun euch als Leser:innen überlassen.