Kann man als Rapper:in in einer Mainstream-Casting-Show wie The Voice Erfolg haben? Fragt man Hindaco, lautete die Antwort nein. Aber auch ja. Obwohl die junge Rapperin aus Italien bereits in der zweiten Runde aus der Show flog, konnte sie sich vor allem mit ihrer Blind Audition in die Herzen vieler Fernsehzuschauer:innen und Musikliebhaber:innen rappen. Die Aufnahme ihrer Performance des Smash-Hits „I Love It“ von Kanye West und Lil Pump, dem sie selbst neue Strophen hinzugefügt hatte, ist bis heute eines der beliebtesten Videos von The Voice of Italy.
Auch für ihre Karriere dürfte die TV-Bekanntschaft förderlich gewesen sein. Als durchkommerzialisiertes Produkt einer Fernseh-Casting-Show sollten Hindaco dennoch die wenigsten sehen. Ihre ersten Hits, ihre energetische Attitüde und ein geschärftes Profil als Künstlerin hatte sie schon vor dem Auftritt bei The Voice. Dass es im Fernsehen nichts wurde, lag wohl vor allem daran, dass sie in der zweiten Runde ein Gesangs-Stück performen musste – gegen einen professionellen Sänger. In einem Rap-Battle hätte vermutlich keiner der Kandidat:innen eine Chance gegen sie gehabt. Rap wird in diesen Mainstream-Sphären zwar augenscheinlich gefeiert, anscheinend aber nur im Gesamtpaket mit passendem Gesang akzeptiert. Hindaco wird das am Ende egal sein. Sie hat vor allem ihren Namen auf die italienische Rap-Landkarte gebracht und mit nur einem Auftritt gleich auch das Pop-Publikum für sich gewonnen.
Hindaco heißt eigentlich Ilaria Amagour. Über den Spitznamen Hillary, den sie in ihrer Schulzeit in London von den englischen Mitschüler:innen, die Ilaria nicht aussprechen konnten, aufgedrückt bekam, kam sie zu ihrem Künstlerinnen-Namen. Geboren wurde die Rapperin 1995 in der sizilianischen Kleinstadt Leonforte. Bereits in jungen Jahren zog es Hindaco nach London. Sie spricht fließend Englisch und wollte eigentlich mit englischen Texten in der italienischen und dann in der globalen Rap-Szene Fuß fassen.
Aus verschiedenen Ecken musste die 25-Jährige sich allerdings immer wieder anhören, dass Italien nicht für Rap auf Englisch bereit sei – vor allem nicht von einer Frau. Kurzerhand begann Hindaco also, auf Italienisch zu texten, und veröffentlichte im März 2019 ihre erste Single „Cocco“ auf YouTube. Diese lieferte auch den Grund, warum die italienische Rap-Legende und The Voice-Juror Gué Pequeno die mittlerweile in Mailand lebende Rapperin um jeden Preis in seinem Team haben wollte. Englische Satzfetzen finden sich im Übrigen noch immer in den Texten der Sizilianerin. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis auch ein kompletter Track in der Weltsprache folgt.
Mit dem Rappen angefangen hatte Hindaco übrigens ganz klassisch über das Schreiben von Gedichten. Als ihr diese eines Tages zu traurig wurden, hatte sie gemeinsam mit einer Freundin im Kinderzimmer die Schnapsidee, doch einfach einen Song zu schreiben. Mittlerweile mag Hindaco es, beide Seiten, sowohl Traurigkeit als auch Lebensfreude, in ihre Musik einfließen zu lassen und mit den verschiedenen Vibes zu spielen. „Ich liebe es einfach zu provozieren. Ich will zeigen, dass ich besser bin als die. Die ein wenig ärgern“, sagt sie in einem Interview im Hinblick auf die italienische Rap-Szene. Allein mit ihrem Auftritt bei The Voice hat sie das schon geschafft. In diesem Jahr soll zudem ihre erste EP erscheinen. Spätestens die wird es dann der Konkurrenz gehörig zeigen.