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Janelle Monáe

Janelle Monáe

Ich habe sehr lange darauf gewartet, dieses Portrait zu schreiben. Nicht, weil es über Janelle Monáe nicht genug zu berichten gäbe, im Gegenteil. Ich fürchte, kein Portrait der Welt kann dieser Künstler:in gerecht werden.

Janelle Monáe ist eine Ikone. Sie in einem Atemzug mit Madonna zu nennen, ist keine Übertreibung. Sie ist die popkulturelle Stimme gesellschaftlicher Outcasts auf der ganzen Welt. Ihr Aktivismus für BIPOCs und FLINTA*-Communitys ist beispiellos. Sie ist so viel mehr als eine Rapper:in und hat sich den Platz in den Hallen der 365 Fe*male MCs beinahe mehr verdient als alle anderen.

Janelle Monáe Robinson kommt 1985 in Kansas City zur Welt. Den Drang, sich musikalisch auszudrücken, entwickelt sie bereits im frühen Kindesalter. Sie singt im Kirchenchor, nimmt an Talentwettbewerben teil und schreibt eigene Musicals. Nach der Highschool ergattert sie einen Platz an der renommierten American Musical and Dramatic Academy in New York. Zwar fühlt sie sich auf der Musicalbühne zu Hause, spürt jedoch, dass das Spielen der immer selben Rollen sie nicht völlig erfüllt. Nach einem Ortswechsel nach Atlanta, das eigentlich nur als Zwischenstopp geplant war, beginnt Janelle, an eigener Musik zu arbeiten. Dabei fördern sie Outkasts Big Boi und ein gewisser Sean Combs aka Puff Daddy aka (P.) Diddy, der sie bei seinem Label Bad Boy Records unter Vertrag nimmt. Große Major Moves hat das Team um die nicht-binäre Künstler:in nicht vor, ihre Musik soll und darf sich organisch entfalten, und das tut sie mit voller Wucht: Für ihre erste EP „Metropolis“ gibt es direkt eine Grammy-Nominierung, Opening Slots auf den Touren von Bands wie No Doubt und grandioses Feedback von Medien und Fans.

Ihre ersten drei Releases, inklusive die beiden Alben „The ArchAndroid“ und „Electric Lady“, schreibt Janelle Monáe aus Sicht eines Androiden namens Cindy Mayweather. Was auf manche wie ein befremdliches Kunstkonzept wirkt, liefert anderen eine wichtige Identifikationsfigur: In einem Interview mit MTV erklärt Janelle, Androiden seien ihr Sinnbild für „the new other“, also für Menschen, die den gesellschaftlichen Standardvorstellungen nicht entsprächen. Nicht nur solche Aussagen machen Janelle in der queeren Community zu so einem wichtigen Vorbild. Mit ihren Songs und ihrem Style – in der Regel klassisch im schwarz-weißen Hosenanzug – fordert sie Stereotype heraus und repräsentiert zugleich eine Power, zu der sich viele Menschen hingezogen fühlen. Auch auf der Leinwand zeigt sie ihr Können: In Filmen wie „Hidden Figures undMoonlight“ verkörpert sie starke Schwarze Frauenfiguren.

Mit ihrem 2018er Album „Dirty Computer“ verabschiedet sich Janelle Monáe von ihrem Alter Ego Cindy Mayweather. Das Album gerät zugänglicher und persönlicher als ihre Vorgängerwerke, zugleich aber auch deutlich wütender:

Mansplaining, I fold ‚em like origami
What’s a wave, baby? This a tsunami
For the culture, I kamikaze
I put my life on a life line
If she the G.O.A.T. now, would anybody doubt it?

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Auf dem Album widmet Janelle allen Vaginas dieser Welt eine Hymne, ertränkt das Patriarchat und zeigt sich auf Tracks wie „Afraid“ so furchtbar verletzlich, dass jede Person, die für eine bessere Welt kämpft, sich bis ins Mark getroffen fühlt. Sie erzählt ihre Geschichte – vom Kind einer Putzfrau und eines LKW-Fahrers, die ihren Mitschüler:innen nicht cool genug ist in ihren Second-Hand-Klamotten, bis zur „random minor note you here in major songs“, bezogen auf ihren weltweiten Nummer-eins-Hit „We Are Young“ mit der Band f.u.n. Auch ihrem vielleicht wichtigsten Mentor Prince widmet sie einen Song.

Die musikalische Bandbreite des Monáe-schen Kosmos lässt sich schwer in Worte fassen: Von Musical und Chanson über Soul, Jazz, R&B, HipHop und Progressive Pop scheint einfach alles mit einzufließen. Wie aus der Zeit gefallen wirken manche ihrer Songs. So erscheint Janelle Monáe in all ihrem Schaffen wie eine Revolutionär:in, die nicht nur Rassismus, Sexismus und andere Formen der Ausgrenzung vor Herausforderungen stellt, sondern auch die kurzlebige Popkultur. Wir sagen: Gut so und verneigen uns vor der Electric Lady.

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