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MILLI

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Die Rapperin MILLI aus Thailand ist gerade einmal 18 Jahre alt, doch die Professionalität, die sie an den Tag legt, ist beeindruckend. Bereits in der zweiten Klasse schrieb MILLI ihre ersten Texte und übte, bis sie 2019 an der zweiten Staffel der Casting Show The Rapper – Thailand teilnahm. Das brachte ihr einiges an Aufmerksamkeit und eine Fanbase. Ihre Musikvideos haben inzwischen Millionen an Clicks.

Mit ihren Songs kreiert MILLI das Narrativ eines Schulmädchens, das sich gegen Mobbing einsetzt und für die eigenen Träume und Ziele einsteht. Die zugehörigen Musikvideos sind beeindruckend, da sie durchchoreografiert sind und eine Geschichte erzählen. Sowohl in „Pakkorn“ als auch in „Sudpang!“ ist das Setting die Schule der Thailänderin. Zu sehen sind Flure mit Schulspinden, die Sporthalle, ein Rednerpult, die Mensa. Zwischendurch tanzt MILLI in der Bibliothek, rächt sie gegen Attacken der Mitschülerinnen und wird als Siegerin inszeniert, die ihre Krone mit der Zweit- und Drittplazierten teilt. Nichts davon erscheint zu viel, da das Zusammenspiel der Szenen immer klare Geschichten erzählt. Ich war total mitgerissen, obwohl (oder eben weil) ich kein Thailändisch verstehe. Dabei ist definitiv ein starker Einfluss des T-Pops zu erkennen, über den MILLI noch viel weiter hinausgeht. Denn in erster Linie rappt sie.

Bisher veröffentlichte MILLI neben ihrer Debütsingle „Pakkorn“ noch vier weitere Songs. Ihre Beats sind sehr clean, frisch und sie flowt mit einer krassen Attitüde, die ihre Skills betont. Wenn MILLI anfängt zu rappen, dann möchte ich nicht mehr auf das Pause-Icon klicken. In „Sudpang“ zeigt die Rapperin sich musikalisch gesehen noch vielseitiger, weil der Song auf mehreren Ebenen funktioniert. Sie mischt nicht nur Rap mit einer Art Gesang, sondern wechselt gekonnt zwischen mehreren Sprachen. Neben Thai bringt sie nämlich ein paar englische Lines, ihren lokalen Dialekt und den Slang der thailändischen LGBTQ-Community ein. Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, weshalb bereits jetzt von ihr als „Rap queen of Thailand“ gesprochen wird.

Als eine ihrer Vorbilder bezeichnet sie Nicki Minaj, deren Einfluss auf MILLIs Musik klar zu spüren ist. Sowohl in MILLIs Attitüde, ihren Skills und natürlich visuell in ihren Musikvideos. Deshalb bezeichnet MILLI sich auch als „big and loud“. Die ehemalige Schülersprecherin will Erfolg, und das am liebsten, indem sie alles big macht, überzieht, und indem sie laut ist. Das zeigt MILLI genauso auf der Bühne, da sie in Thailand, im Gegensatz zum Großteil der Welt, schon wieder auftreten kann.

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Textlich sollte man jedoch etwas differenzieren. Vor allem in „Pakkorn“ äußert MILLI sich zum Teil recht misogyn mit Äußerungen wie (übersetzt aus dem Thailändischen) „Du wirkst wie high auf irgendeiner Verhütungspille“ oder „Du hast deinen Freund verloren? Du solltest dir Zeit für ein Bikini Waxing nehmen“. Dies nutzt sie zwar als Mittel, um sich gegen Mobbing durch Mitschülerinnen zu wehren. Dennoch sollten solche Lines kritisch betrachtet werden.

Nichtsdestotrotz zeigt MILLI ein großes musikalisches Talent mit viel Potenzial im Hinblick auf ihre Zukunft. In Thailand ist sie schon sehr berühmt, was hoffentlich genauso nach Deutschland oder in andere Länder schwappt. Ich wünsche es mir auf jeden Fall.

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