Muthoni Drummer Queens Biografie ist ein Rhythmus, der, wie die Beats ihrer Drums, tief unter die Haut geht. Die international prämierte Sängerin, Rapperin, Trommlerin, Produzentin, Songschreiberin und Unternehmerin aus Kenia prägt den Afro-Pop mit innovativen Sounds, organisiert eines der erfolgreichsten afrikanischen Festivals, und ist dabei eine leidenschaftliche Stimme für soziale Gerechtigkeit.
Früh interessiert sich Muthoni Ndonga – so ihr bürgerlicher Name – für Kunst. Nur findet sie damit zunächst wenig Anklang in der Familie. Bereits in der Schulzeit spielt Muthoni Drummer Queen traditionelles Schlagzeug. Zu einem essenziellen Teil ihrer musikalischen Identität entwickelt sich das Instrument erst, als sie die ihm innewohnende politische und künstlerische Kraft erkennt. Die Drums werden zur klanglichen DNA ihres Sounds – Symbol ihrer Herkunft und ihres Widerstands.
Anfang der 2000er Jahre prägen die musikalische Landschaft in Kenia vor allem westliche Einflüsse. Alternative Bühnen für junge, Schwarze Künstler:innen mit politischem Anspruch und experimentellen Sounds existieren kaum. Also schafft Muthoni Drummer Queen welche. Mit eigenem Geld und viel Idealismus startet das Multi-Talent 2008 das Blankets and Wine Festival. Was als Underground-Event beginnt, wächst rasant. Internationale Sponsor:innen klopfen an, das Festival expandiert in Länder wie Uganda, Ruanda und Tansania. Doch je größer das Happening, desto kleiner entpuppt sich der Raum für ihre eigene Musik. Während andere im Studio aufnehmen, sitzt Muthoni Drummer Queen an Excel-Tabellen und schreibt Anträge. Letztlich zieht sie die Reißleine und sich erstmal aus der Festival-Koordination zurück.
In jedem Abschied liegt ein neuer Anfang. Muthoni Drummer Queen macht ihre Musikkarriere zum nächsten großen Projekt. Der kreative Durchbruch kommt mit den Schweizer Produzenten Hook und GR!. Was als spontanes Studioprojekt startet, entwickelt sich zur fruchtbaren wie langfristigen Kollaboration, der mehrere Alben entwachsen.
I agree with Nina Simone who said that part of the role of the artist is to reflect their times, especially in these f***ing times we’re living in.“
– Muthoni Drummer Queen im Interview mit Afropop
Politische und gesellschaftliche Themen in ihrer Musik entstehen organisch. Schon als Kind hört sie Erwachsenen beim Diskutieren zu, mit den Jahren wächst das Verständnis für politische Zusammenhänge und vor allem für Ungerechtigkeiten. Ihr Song „Kenyan Message“, eine Hommage an Grandmaster Flashs „The Message“, behandelt den 100-tägigen Streik medizinischer Fachkräfte in Kenia. Während das medizinische System kollabiert, fliegt ein Korruptionsskandal im Gesundheitsministerium auf. Verhaftet werden allerdings Ärzt:innen anstelle der Verantwortlichen. Muthoni Drummer Queen kanalisiert ihre Wut daraufhin in Lyrics:
Don’t push me ‚cause I’m close to the edge
– Lyrics „Kenyan Message“
I’m trying not to lose my head
Ni kama jungle sometimes mimi hu-wonder mbona sijaenda under.“
„Kenyan Message“ erscheint 2018 auf der Konzept-EP „She“ – eine Sammlung feministischer Song-Porträts afrikanischer Frauen. Die Soundlandschaft ist so divers wie die Themen: von Old-School-Rap, Soul über R&B bis Dancehall und Afrofuturismus. Das mag beliebig wirken, doch jeder Beat steht für eine erkämpfte Errungenschaft, jeder Track für ein feministisches Manifest mit einzigartiger Soundkulisse.
In der Reggae- und Breakbeat-Hynmne „Million Voices“, erzählt Muthoni Drummer Queen die Geschichte eines somalischen Mädchens, das im Bürgerkrieg flieht, in Kenia Schutz sucht und dort Jahre später auf rassistische Ablehnung stößt. Eine Erfahrung, deren globale Aktualität sich zunehmend drastischer zuspitzt. Migration als Politikum, Identität als Kampfzone – die Kulisse wechselt, die Muster nicht.
Und so bewegt sich diese vielseitige Künstlerin seit vielen Jahren zwischen Sprachen und Genres: Sie ist Kulturarbeiterin, Aktivistin und Brückenbauerin. 2023 wird sie vom britischen Konsulat eingeladen, anlässlich des Besuchs von König Charles, Veranstaltungen zu kuratieren. Gemeinsam mit anderen kenianischen Künstler:innen spricht sie über Kreativität, Kolonialgeschichte und Selbstbestimmung.
Muthoni Drummer Queen erhebt ihre Stimme – und mit jedem Beat bleibt sie unbequem.