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Schwester S.

Schwester S.

In ihrer Jugend ist Dr. Dres „Nuthin‘ but a ‘G‘ Thang“ ihr Song, den sie, egal wo sie ihn hört, mitrappen muss und kann. Als ihr Schulfreund Thomas Hofmann 1993 – später Mitbegründer des Labels Pelham Power Production (3P) – die Rapskills der jungen Frankfurterin hört, während sie zu Dr. Dres Beats rappt, ermutigt Thomas die damals 19-Jährige dazu, das Rap-Duo Rödelheimer Hartreim Projekt auf ihrem Track „Wenn es nicht hart ist“ zu unterstützen. Durch diese Kollaboration entsteht die Rapperinnen-Identität der Schwester S. – sie ist laut, sie ist hart und sie ist real!

1995 stürmt die damals 21-jährige Schwester S. mit ihrer ersten Singleauskopplung „Ja klar“ (feat. Rödelheim Hartreim Projekt) und ihrem Debüt-Album „S ist soweit“ die deutschen Charts und wird über Nacht zur Rapberühmtheit. Ihre derbe Aussprache in Kombination mit ihrem hessischen Dialekt verleihen ihr den nötigen Wiedererkennungswert in der damaligen Rap- und Musiklandschaft, sodass sie 1995 für ihre musikalische Leistung mit dem Echo in der Kategorie „Künstlerin National“ ausgezeichnet wird. 1997 legt sie die jugendliche Identität der Schwester S. ab und veröffentlicht ihr zweites Album „Die neue S-Klasse“ unter ihrem bürgerliche Namen Sabrina Setlur. Auf dem „S-Klasse“-Album befindet sich auch ihre berühmte Nr.-1-Single, „Du liebst mich nicht“. Mit diesem Song schreibt Sabrina Setlur Geschichte und erreicht nach den Fantastischen Vier mit einem Rapsong Platz eins der deutschen Charts – als erste weibliche* Rapperin. Auch die „S-Klasse“ setzt sich in den Top 10 der deutschen Charts fest und bringt ihr neben kommerziellem Erfolg einen weiteren Echo als „Beste Künstlerin National“ ein. 1999 erscheint ihr drittes Album „Aus der Sicht und mit den Worten von …“ und landet ebenfalls in den Top 10 auf Platz 3 der Charts und erweitert Sabrina Setlurs Echo-Sammlung um einen weiteren Preis in der gleichen Kategorie wie die Jahre zuvor. Ihr viertes Album „Sabs“ (2003) und ihr fünftes Album „Rot“ (2007) schaffen es leider nicht mehr an den kommerziellen Erfolg der vorherigen Alben anzuknüpfen. Auch ihre geplante Tournee für das Jahr 2004 wird schweren Herzens aufgrund geringer Verkaufszahlen abgesagt.

Mit ihren letzten Alben wird die Kritik an Sabrina Setlurs musikalischer Leistung und an ihrer Person selbst ambivalenter, denn die einst derbe, junge Schwester S. ist erwachsen und schämt sich nicht neue, verletzliche Seiten an sich zu präsentieren. In ihren Texten verarbeitet sie zerbrochene (Liebes-)Beziehungen, persönliche Schicksalsschläge und Ängste. Das wird einerseits von Vielen gefeiert, andererseits bietet Sabrina Setlur dadurch auch eine Angriffsfläche, die nicht zu selten besonders von der Presse genutzt wird.

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Ob als Rapperin oder Person der Öffentlichkeit, die heutzutage eher durch die Teilnahme an etlichen TV-Formaten bekannt ist – Sabrina Setlur hat HipHop-Geschichte in Deutschland mitgestaltet und ist noch heute wie damals ein Vorbild für Frauen* auf ihrem Erfolgsweg in der Rapindustrie, denn obwohl sie seit 2007 keine neue Musik mehr veröffentlichte, hat Sabrina Setlur mit ihrer Musik bis 2007 mehr als zwei Millionen Tonträger verkauft und ist damit bis heute die erfolgreichste Rapperin Deutschlands. Mit diesem Portrait ist somit nun auch eine der erfolgreichsten und wohlbekanntesten HipHop-Veteraninnen* des frühen Deutschraps Teil der 365 Female* MCs Family.

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