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Tairrie B

Tairrie B

Tairrie B ist eine Rap-Legende, von der ihr vermutlich noch nie etwas gehört habt. Dabei gilt die heute 55-Jährige als erste weiße Rapperin – und hat auch abseits davon eine interessante Lebensgeschichte.

Tairrie B wurde als Theresa Beth in Anaheim, Kalifornien geboren. Sie wuchs in einer schwierigen Familie auf, ihre Kindheit war von Gewalt geprägt. Schon in ihrer frühen Jugend beschäftigte sie sich viel mit Musik – in den späten 1970er Jahren liefen bei ihr viel Soul und Funk. Im Jahr 1986 gründete sie mit Stacy „Acacia“ Smith das Dance-Duo Bardeux. Zwar konnte die Combo einige Singles in den Billboard Hot 100 platzieren, für den großen Durchbruch reichte es aber nicht – nach drei Jahren wurde das Projekt (zusammen mit dem fürchterlichen Dance-Sound der späten 80er Jahre) beerdigt.

Ihre ersten Schritte in der Musikszene hatten Tairrie B allerdings die Aufmerksamkeit einiger Rapgrößen beschert. Eine dieser Legenden war Eazy-E, der die junge Musikerin unter Vertrag nahm und ihr Rapdebüt produzierte: „Power of a Woman“ erschien 1990 und wurde von Kritiker*innen für den frischen G-Funk-Sound sowie Tairrie Bs technische Fähigkeiten gelobt. Auch namhafte Features hatte sich die junge Künstlerin gesichert: Neben Eazy-E fanden sich auf „Power of a Woman“ auch Gastparts des House of Pain-Frontmanns Everlast und Dr. Dre.

Von letzterem behauptet Tairrie B bis heute, dass er sie im Backstage der Grammy Awards 1990 zwei mal geschlagen habe (was Dre bis heute bestreitet). Auslöser sei eine Kontroverse über den letzten Song ihres Debütalbums gewesen: Jeder Rapper aus dem Umfeld von NWA habe die gesamte Gang auf dem letzten Track eines Albums gefeatured. So sollte Ice Cube die Lyrics für „I Ain‘t Your Bitch“ schreiben, der den Abschluss zu Tairrie Bs Debütalbum bilden sollte. Die Rapperin lehnte jedoch ab und schrieb den Track „Ruthless Bitch“, auf dem sie NWA disste. Als Dr. Dre den Track hörte, soll er wütend auf der Grammy-Party aufgetaucht sein und Tairrie B zweimal geschlagen haben – „once in the mouth and once in the eye. He hit me like Tyson but I took it. I don‘t know how“, erzählt Tairrie B dem Record Mirror im Jahr 1990.

Nach „Power of a Woman“ begann die erste weiße Rapperin mit den Arbeiten an ihrem zweiten Album, „Single White Female“. Das Album erschien jedoch nie, da sich Tairrie B im HipHop nicht mehr zuhause fühlte und deshalb alle Entwürfe dazu einstampfte. Kurz vor seinem Tod 1995 entließ Eazy-E Tairrie B aus ihrem Plattenvertrag. Musikalisch entwickelte sich die Künstlerin in eine härtere Richtung: Sie gründete die Band Manhole, die sich später in Tura Satana umbenennen musste.

Mit ihrer extremen Spielart des Alternative Metal und Tairrie B als Frontfrau konnte die junge Band voll durchstarten. Lyrisch verarbeitete die Sängerin ihre Kindheit in einer nicht funktionierenden Familie. Wegen der authentischen Lyrics und der charismatischen Frontfrau gewann Tura Satana schnell viele Fans. Es folgten verschiedene Alben und Touren mit großen Namen wie Limp Bizkit, Type O Negative und Marilyn Manson, bis sich die Band im Jahr 1999 auflöste.

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Auch nach dem Ende von Tura Satana beschäftigte sich Tairrie B weiter mit Metal und gründete die Band My Ruin. Weil Nu Metal damals hoch im Kurs stand und die Frontfrau gewisse Rapskills mitbrachte, mischten My Ruin HipHop-Lyrics mit treibendem Metal-Sound. Als female fronted Band in einer damals noch sehr (!) prolligen Szene bekamen My Ruin viel Aufmerksamkeit und konnten sich und ihren Sound in der Szene etablieren.

2015 besann sich Tairrie B auf ihre musikalischen Wurzeln und kündigte 25 Jahre nach ihrem Debütalbum die LP „Vintage Curses“ an. Darauf spielt sie klassischen 90s-Rap – allerdings mit dem Image und der Ästhetik einer neuzeitlichen Hexe. Das Album verbindet G-Funk mit Gothic, Rap mit Metal und ist ein wunderbarer Ausdruck der langen und vielseitigen Karriere der Tairrie B. Für alle, die es hören wollen: Die Künstlerin verschenkt ihr neuestes Werk auf ihrem Bandcamp-Profil.

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