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Tesa

Tesa

Vielseitigkeit ist eine Eigenschaft, mit der sich die meisten Rapper:innen gerne schmücken – fernab davon, wie viel an dieser Behauptung tatsächlich dran ist. Wenn die spanische Rapperin Tesa allerdings davon spricht, sich nicht auf ein Genre festzulegen, kann man ihr da nur schlecht widersprechen: Klassischer Rap, live aufgenommen aus der Booth, Reggae-Tracks mit Game-of-Thrones Hommage und Rock-Songs, die visuell irgendwo zwischen Gothic und Mittelalter stehen, reihen sich auf ihrem YouTube-Kanal aneinander, als wäre es das normalste der Welt. Es ist also längst an der Zeit, einen etwas genaueren Blick auf diese Künstlerin zu werfen.

Tesa wird 1985 in Almussafes, mitten in der spanischen Provinz Valencia, geboren. Nach der Schule studiert sie zunächst Psychologie und unterrichtet junge Erwachsene in einer Berufsschule, mittlerweile ist sie aber als Radiomoderatorin beim Sender À punt tätig. Obwohl sie sich nicht nur in ihrer eigenen Musik, sondern auch im Radio viel mit Rap beschäftigt, liegen ihre Wurzeln jedoch andernorts. Besonders Punk spielt im Leben der jungen Tesa eine wichtige Rolle und prägt nicht nur ihren musikalischen Geschmack, sondern auch ihren Stil und ihre Weltanschauung.

Nachdem Tesa sich in verschiedenen Punk-Bands und auch einer HipHop-Crew mit dem Namen El Delito ausprobiert, wagt sie mit ihrem Debütalbum „Al-Tesa“ 2017 den wichtigsten Schritt in Richtung Solo-Karriere. Ihr Solo-Album steht stellvertretend für den Rap, wie er in Valencia üblich ist: Mediterran, politisch und trotzdem überwiegend positiv gestimmt. Auf zwölf Songs thematisiert die Musikerin verschiedene gesellschaftskritische Thematiken und kombiniert ihre Rap-Skills mit teils sehr ausgefallenen Instrumentals. Neben dem großen Thema des Female Empowerments macht Tesa sich zudem auch für die Aufrechterhaltung des Valencianisch laut – eine in Valencia gesprochene Varietät der katalanischen Sprache. Trotz der klaren Kante, die Tesa auf ihrem Debütalbum zeigt, landet sie einen Erfolg. Im Interview mit 24/7 Valencia erzählt sie: „They call us from different associations and municipalities to play and some pormoters actively collaborate with us, looking for concerts. The public is usually very happy with the show, which gives us the strenght to continue this project and keep improving.“

Besonders auf der Reise zu ihrem zweiten Album „Rural“, das 2019 erscheint, beweist Tesa dann, welch musikalische Vielfalt in ihr steckt. Während kurz vor ihrem ersten Album noch Songs wie „L’escenari és nostre“ erscheinen, die die Rapperin in stereotypischer Rap-Manier zeigen, wird ihr Weg von hier an experimenteller. So veröffentlicht Tesa mit „LA KHALEESI“ beispielsweise einen Reggae-geprägten Track, der mit Game-Of-Thrones-Referenzen und Krieger:innen-Look daherkommt. Im Kontrast dazu stehen Videos wie „La Matança de Tesa“ – ein äußerst skurriles Video, dass Tesa und ihre Freund:innen auf einer Party zeigt, die in einem nicht gerade hochwertig editierten Macheten-Gemetzel endet – das alles wird natürlich unterlegt von elektronischer, tanzbarer Rap-Musik, wie soll es auch anders sein. Klingt außergewöhnlich – funktioniert aber! Mit ihrem Album „Rural“ gewinnt Tesa 2019 den Preis für das beste HipHop-Album bei den Ovidi Awards sowie den Preis für das beste Urban-Music-Album bei den Carles Santos Awards for Valencian Music.

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Und wer denkt, dass für ihn bei dieser Mischung noch nichts dabei war, wird vielleicht spätestens mit dem brandneuen Song „La granaïna 2.0“ glücklich – einem Rock-Song in Gothic-Atmosphäre, mit dem Tesa wahrscheinlich auch auf der Bühne eines beliebigen spanischen Mittelalter-Marktes auftreten könnte. Wer weiß, ob die Mittelalter-Ära das neue Oberthema für anstehende Veröffentlichungen im Jahr 2022 wird – zu ihr passen tut es auf jeden Fall!

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