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Caxxianne

Caxxianne

Wenn wir jene Künstlerinnen auswählen, die auf diesem Blog stattfinden sollen, geht es nicht nur darum, ob die Künstlerinnen mit ihrer Musik überzeugen, sondern auch, ob man über sie überhaupt etwas herausfinden kann. Zugegeben, bei 200 monatlichen Spotify-Hörer:innen war nicht gerade viel über Caxxianne zu finden. Umso erfreulicher, dass sie sich bereiterklärt hat, für 365 Fe*male MCs einen ganzen Haufen Fragen zu beantworten. Was vorher nicht gebündelt im Internet stand, jetzt aber mal mit vollstem Respekt verkündet werden muss: Die Berlin-based Rapperin aus Jamaica ist nicht nur Musikerin, sondern auch Geschäftsinhaberin, Autorin, Poetin, Co-Host und Social-Coordinator für eine Radiosendung, Leiterin des YouTube-Kanals Tones of Melanin TV, Produktions- und Eventmanagerin, Ehefrau und Mutter. Die Liste ist lang. Um es abzukürzen, kann man auch einfach auf ihre Instagram-Bio zurückgreifen: „Pronouns: Icon/Devine Being“.

Caxxianne wurde als Cassianne Martina Lawrence in Kingston, Jamaica, geboren. Im Alter von sieben Jahren zog sie gemeinsam mit ihrer Mutter auf die Kaimaninseln, in der Hoffnung, dort nicht mehr unter der in ihrer Heimat herrschenden Armut leben zu müssen. Die ersten Berührungen mit Musik gab es für die junge Cassianne aber bereits in Jamaica. Jeden Sonntag putzten ihre Mutter und ihre Onkel gemeinsam das Haus und hörten dabei so laut Musik, dass sie beinahe die gesamte Nachbarschaft beschallten. Whitney Huston, Marvin Gaye, Lionel Richie, Air Supply, Celine Dion, Dione Warrick und Co. gehörten zum Sonntagsprogramm, wie für andere Familien der Kirchenbesuch.

Eigene Musik kreierte Cassiane wiederrum erstmals im Alter von 16 Jahren, als sie in der Highschool in einer Mädchengruppe namens „Divine Intuition“ sang und Texte schrieb. Ihr Song „I cry“ schaffte es damals sogar in die lokalen Radios. Obwohl sie schon als Schülerin erste musikalische Erfolge verzeichnen konnte, schlug ihr Herz trotzdem zunächst primär für den Sport, speziell Basketball. Ihre Leidenschaft sollte sich auszahlen: Dank eines Sport-Stipendiums konnte sie die King University in Tennessee besuchen. Nach dem Studium zog es sie zurück in die Heimat, wo sie weiterhin am Sport festhielt, auch wenn sie das Gefühl hatte, davon nicht vollkommen erfüllt zu werden. Den entscheidenden Schritt in Richtung Selbstfindung wagte Cassianne 2015 im Zuge eines ihrer letzten Basketballturniere. Hier knüpfte sie nicht nur erste Kontakte, sondern begann später, in einer Heidelberger Mannschaft zu spielen. Knappe sechs Monate nahm sie dort am Training teil, bis sie sich dafür entschied, mit dem Sport aufzuhören und nach Berlin zu ziehen.

Auf alle von Caxxiannes Tätigkeiten einzugehen, sprengt den Rahmen dieses Portraits. Doch eine der wichtigen Dinge in ihrem Leben, neben dem Sport, war schon immer die Poesie. Ihr Leben lang schrieb sie Gedichte und andere poetische Werke – an die Öffentlichkeit gelangten diese aber nie. Erst auf einem Poetry meets HipHop-Event teilte sie erstmals ihre selbstgeschriebenen Verse auf einer Bühne. Dank dieses Erlebnisses entdeckte Caxxianne endlich, wo sie hingehörte. Ihre Gedichte zu Songs machen, das erfüllte sie auf eine Art und Weise, die sie zuvor noch nicht gespürt hatte:

It wasn’t the attention but the impact that my work and my poem had on the audience. How it made them react, the laughter, sometimes tears, how they interacted with me and my work. It is a beautiful feeling to know that your words impact lives for the better and that people are a part of your story. Everyone who has ever seen me perform is a part of my story where I’m the main character and I am a part of their story where they are the main character and I just find that thrilling.“

Mit der Zeit knüpfte Cassianne in Berlin Kontakte, spielte auf verschiedenen Events und produzierte einen Song nach dem anderen. Ihre Liebe für die Poesie und intelligent geschriebene Texte merkt man ihren Liedern bis heute an. Die Musik, die Caxxianne macht, ist eine Mischung aus Wortwitz und Ernsthaftigkeit in Bezug auf wichtige soziale Themen: Besonders Frauen- und POC-Rechte stehen auf der Liste ihrer Songsinhalte. Auf die Frage, an wen sich ihre Musik richtet, antwortet Caxxianne selbstbewusst: „My music is designed to bring out the rebel in everyone who listens to it, the rebel who wants change, the rebel who is saying „fuck you“ to the man, the rebel who loves, the rebel who is like „I’m a bad bitch and I am going to go after what I want when I want it and there is no stopping me“. In ein spezifisches Genre möchte sie ihre Musik auf gar keinen Fall einordnen. Ihr sei es wichtig, Regeln zu brechen und sich nicht einengen zu lassen. Will man ihren Sound aber dennoch kategorisieren, trifft es ‚alternativer HipHop mit Karibik-Vibes‘ wohl am ehesten.

Wie schon angesprochen, verfolgt Caxxiane neben der Musik auch noch diverse andere Tätigkeiten als Autorin, Radiomoderatorin und vielem mehr. Besonders spannend ist dabei auch ihr Dasein als Businessfrau – wie sie das alles auf einmal stemmt, weiß sie selbst nicht so richtig. Brown Sugar Black Tea ist ein Black Female-owned Business in Berlin, das losen Tee verkauft. Als Mitgründerin des Geschäfts glaubt Cassianne vor allen Dingen an eine ethische, ökonomisch faire Wirtschaft und hofft, mit ihrem Unternehmen ein Vorbild für andere Start-Ups zu sein. Dazu veranstalten die beiden Gründerinnen des Tee-Unternehmens auch immer wieder Partys und andere Events, die für eine harmonische Tee-Trinker:innen-Community als Safer Space fungieren sollen.

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Erst 2020 veröffentlichte Cassianne ein Album, drum herum eine ganze Anhäufung von EPs und Singles. Aktuell arbeitet sie an einem Projekt mit dem Titel „The #Zodiac Mixtape“. Alle drei Monate soll eine EP aus drei Songs veröffentlicht werden, die die jeweiligen Sternzeichen dieser Monate repräsentieren. Heißt also, dass uns insgesamt vier EPs mit insgesamt 12 Songs erwarten. Im Interview sagt Caxxiane über ihr Vorhaben:

I have become somewhat of an astrology buff and wanted a challenge for myself, so I decided to use the Zodiac signs to challenge my pen game and so far it has been such a pleasure to try and embody each of the signs while simultaneously staying true to Caxxianne.“

Mehr Gigs spielen, vielleicht sogar eine eigene Tour – das sind die klassischen Ziele einer jeden Musikerin, mit denen sich auch Caxxianne identifizieren kann. Doch das wichtigste ist es für sie, etwas mit ihrer Musik zu bewegen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Was bei manchen vielleicht nur eine utopische Floskel sein mag, ist für diese Künstlerin ein ernstzunehmendes Ziel. Fragt man Caxxianne, auf welcher Bühne sie in ihrem Leben gerne einmal stehen würde, so antwortet sie: „The world is my stage. I just want to be performin for and with people who feed me as much as I feed them, people who understand my music and genuinely want to be a part of my journey“. Besser als mit diesem Zitat kann man Caxxiannes Vision wohl nicht zusammenfassen.

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