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La Joaqui

La Joaqui

Die Schauspielerin, Sängerin, Songwriterin, Komponistin und Rapperin La Joaqui wurde 1994 in der argentinischen Stadt Mar del Plata als Joaquinha Lerena geboren. Den größten Teil ihrer Kindheit verbrachte sie in Costa Rica, bis sie mit 15 Jahren nach Argentinien zurückzog. Im Alter von 18 Jahren nahm ein Freund sie mit zu einem Freestyle-Rapbattle und überredete sie ebenfalls teilzunehmen. Joaquinha sorgte bereits ab ihrem ersten Battle für Begeisterung beim Publikum und machte als begabte Freestylerin unter dem Namen La Joaqui MC im Underground von sich reden. Zu einer festen Größe der argentinischen Battle-Welt wurde sie, als sie sich 2014 als erste Frau des Landes neben etablierten (ausschließlich männlichen) Szenegrößen für das nationale Finale des Red Bull Batalla de los Gallos (span. „Hahnenkampf“)-Rapbattles qualifizieren konnte. Zum Leidwesen von Joaqui traf sie dort im Achtelfinale auf ihren Ex-Freund, der sie mit Zeilen über ihr gemeinsames Intimleben konfrontierte, was sie jedoch durch Wortwitz, Punchlines und eine aggressive Delivery zu kontern wusste. Laut muchotrap.com kommentierte Joaqui damals, dass Rap-Battles für Frauen schwierig seien, da sie immer wegen ihres Geschlechts attackiert werden.

In dieser frühen Phase ihrer Karriere war Joaqui Teil der Mundialista-Crew, einem lokalen Zusammenschluss von Freestylern und Rappern, mit deren Hilfe sie 2014/2015 erste Musikvideos veröffentlichte und auf den Release einer Album-CD („Sin dolor no hay rap“) hinarbeitete. Trotz ihres Umfeldes, das einem eher klassischen HipHop-Verständnis verschrieben war, experimentierte Joaqui ohne Berührungsängste auch mit Trap und Autotune-Rap, wofür sie von ihren Rap-Kolleg:innen mitunter scharf kritisiert wurde, aber so stetig ihren Weg aus dem Underground in Richtung einer größeren Öffentlichkeit fand. Als Battlerapperin gestartet, begann sie sich nach und nach aus der Freestyle-Szene zurückzuziehen und sich vermehrt dem Schreiben und Aufnehmen von Songs zu widmen. 2017 veröffentlichte sie einige Lieder, die online breiteren Anklang fanden, u. a. den Featuretrack „Ay Papi“ mit der argentinischen Rapperin Cazzu.

Im folgenden Jahr erreichten La Joaquis Songs auf YouTube bereits beachtliche Klickzahlen in Millionenhöhe. Sie selbst befand sich jedoch in einer fast zweijährigen beruflichen und emotionalen Findungsphase, u. a. auch geprägt durch die Geburt ihrer Tochter.

Neu gefestigt gab sie 2019 ihr Schauspieldebut in der zweiten Staffel der argentinischen Erfolgs-Fernsehserie El Marginal, zu der sie auch Musik beisteuerte, und veröffentliche eine Reihe von Singles und Features, sowie ihre zwei Studioalben „Harakiri“ und „Todo Tu Interior (Acústico)“. In ihrer Musik verbindet Joaqui Elemente aus Trap, Pop, R&B, Rap, Reggaeton und Cumbia, ohne sich auf ein Genre festlegen zu wollen. Mit ihrer Single „90’s“ kehrte sie Ende 2020 zu ihren BoomBap-Wurzeln zurück, nur um zu zeigen, dass sie immer noch straighten Rap kann, wenn sie grade Lust darauf hat.

Inhaltlich bricht Joaqui mit dem Frauenbild, dass sich in der eher männlich geprägten Urban-Music-Szene Argentiniens seit Anfang der 2000er herausgebildet hat und Frauen oft als Männern untergeordnet darstellt. La Joaquis Texte und Auftreten sind selbstbewusst bis explizit; im Video zu ihrem bis dato größten Hit „Lassie“ (23 Mio Klicks) mit Trap-Shootingstar L-Gante aus dem Frühjahr 2021 rappt sie vor der Kulisse einer Murga (eine Art argentinischem Karneval, meist der ärmeren Viertel): „Es solo una noche, no te me enganches/Cadena de oro, mini short y Nike Huarache“ (span. „Es ist nur eine Nacht, pass‘ auf, dass ich dich nicht süchtig mache/Goldkette, Mini-Rock und Nike Huarache“).

Ihr beträchtlicher Erfolg in der spanischsprachigen Trapwelt, den La Joaqui sich seit ihren ersten Rap-Competitions bis heute erarbeitet hat, hielt sie indes nicht davon ab, diesen Sommer full circle zu gehen und in den Ligen BDP Batalla de Promesas (span. „Kampf der Versprechen“) und Perros de Calle (span. „Straßenhunde“) wieder an Freestyle-Battles teilzunehmen – auf der Straße, mit Hunger wie in 2014 und mittlerweile nicht mehr als einzige Frau. Den Einzug ins nationale Red Bull Batalla-Finale verpasste Joaqui dieses Jahr zwar, dafür sind dort mittlerweile drei female MCs sowie eine weibliche Moderatorin vertreten; wahrscheinlich nicht zuletzt aufgrund von La Joaquis Leistung als Vorreiterin im argentinischen Battle-Rap.

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Nur folgerichtig, dass sie seit September auch als Darstellerin in der HBO Max-Produktion „Días de Gallos“ (span. „Tage der Hähne“) zu sehen ist, einer Musikdrama-TV-Serie über jugendliche Freestyle-Rapper:innen in Argentinien.

Wir dürfen gespannt sein, was die argentinische Battle-Trap-Queen La Joaqui als nächstes vorhat, ein neues Album hat sie bereits angekündigt.

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