Self-Made ist das Motto der 28-jährigen Lil Malai aus Indien. Denn der Künstlerin aus Mumbai reicht es nicht, ihre eigenen Texte zu schreiben und einzurappen. Lil Malai, die mit bürgerlichem Namen Palak Parnoor Kaur heißt, co-produziert ihre Beats, führt bei ihren eigenen Videos Regie und schneidet diese dann auch noch. Das liegt zum einen an den Berufen, in denen die Musikerin bisher gearbeitet hat – sie war bzw. ist Eventfotografin, Schauspielerin und Journalistin. Zum anderen liegt Lil Malais Vielseitigkeit ein ganz bestimmtes Verständnis ihrer Rolle als Künstlerin zugrunde: „[Musik zu machen] ist wie etwas gebären und es beim aufwachsen zu begleiten“, sagt Lil Malai.
Doch nicht nur die Künstlerin überzeugt durch ihre Vielseitigkeit. Auch ihre Musik lässt sich nicht in Genregrenzen pressen, sondern ist eine wilde Mischung aus HipHop, Singer-Songwriter-Musik, Rock und traditionellen indischen Klängen. Westlich geprägte Ohren müssen sich deshalb vielleicht erstmal an Lil Malais Sound gewöhnen, was aber nach kurzer Zeit gelingt. In Indien scheinen ihre Tracks derweil ziemlich gut anzukommen, weshalb sich die Rapperin große Ziele setzt: „In fünf Jahre möchte ich mit meiner Kunst an der Spitze der Rapszene stehen und mit nationalen und internationalen Größen zusammenarbeiten. Vielleicht kann ich ein paar Bollywood-Hits schreiben und weltweit auftreten, um möglichst vielen Menschen meine Liebe zu geben“.
Dabei hat die 28-jährige scheinbar einen guten Zeitpunkt ausgewählt, um ihre Rapkarriere zu starten: „HipHop wächst in Indien scheinbar in Lichtgeschwindigkeit und ich bin bereit und mittlerweile auch reif genug, um meine Geschichten und meine Weisheit zu verbreiten“, sagt Lil Malai. Der Aufstieg des HipHops verhilft auch Künstlerinnen zu mehr Akzeptanz, erzählt Lil Malai im Interview: „Wenn ich auf die Bühne komme, sind die Menschen im Publikum erstmal neugierig. Aber sobald ich anfange zu rappen, fühlen sie den Vibe. Die Szene unterstützt junge Frauen, die gerade anfangen. [Die Leute in der Szene] checken langsam, dass sie frischen Wind und neue Energie brauchen. Außerdem verstehen sie, dass Geschlechtergleichheit unverzichtbar für Fortschritt ist, nicht nur im HipHop. […] Ich wurde liebevoll von der Szene aufgenommen und werde langsam besser, weshalb ich mehr Aufmerksamkeit bekomme. Das ist großartig!“
Auf ein Album von Lil Malai werden wir aber dennoch länger warten müssen. Zwar hat die 28-jährige in den letzten zwei Jahren viele Singles gedroppt, ein Album soll es aber erst geben „wenn ich eine größere Hörer*innenschaft habe, die danach verlangt. Bis dahin droppe ich weiter Singles“. Also gibt es immerhin auch in Zukunft musikalische Lebenszeichen von Lil Malai – und für ein Album müssen wir ihr vermutlich einfach mehr Spotify-Klicks schenken.