Eine der größten Hoffnungen der indischen HipHop-Szene kommt nicht aus der Großstadt, sondern aus dem beschaulichen Shillong. Die Hauptstadt des Bundesstaats Meghalaya zählt kaum 150.000 Einwohner und liegt im Nordosten des Landes zwischen Bangladesh und Bhutan. Diese oft übersehene Stadt und ihre Menschen vertritt Meba Ofilia mit Stolz. Wie knapp die Hälfte der Einwohner Meghalayas gehört sie zur Bevölkerungsgruppe der Khasi. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass aus ihrer Mitte eine der selbstbewusstesten female* MCs des Landes kommt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gesellschaften der Welt sind die Khasi matrilinear strukturiert. Das bedeutet zum Beispiel, dass in der Erbfolge die Töchter bevorzugt werden und die Kinder den Namen der Mutter tragen. Genau wie in den meisten anderen Gesellschaften lösen sich diese traditionellen Strukturen zwar nach und nach auf, aber dennoch sagt Meba im Interview mit Asiaville: „Dadurch, dass ich aus einer matrilinearen Gesellschaft komme, fühle ich mich mehr empowered als der Rest des Landes.” Als Frontfrau ihrer ansonsten männlichen Band Khazi Bloodz fühlt Meba sich gleichberechtigt. Sexismus gäbe es bei ihnen nicht.
Ihre Mutter ist für Meba das Vorbild einer starken Frau und der größte Einfluss auf sie. Allerdings ist die bisher wenig überzeugt von den musikalischen Ambitionen ihrer Tochter, denn für die hat Meba ihr Jurastudium geschmissen. Der Rest der Familie könnte leichter zu überzeugen sein. Ihr Großvater, ihre Tante und ein Onkel sind oder waren erfolgreiche Musiker. Während ihre Verwandten sich auf klassische indische Musik und Folk spezialisiert haben, hängt Mebas Herz an R&B und HipHop.
Erste Einflüsse waren Gospelsongs in der Kirche und Destiny’s Child, die sie im Fernsehen sah. Dann lernte sie die Musik von Lauryn Hill, Aretha Franklin, Alicia Keys und Tori Kelly kennen. Dass diese Frauen starken Einfluss auf ihre Musik hatten, hört man den Songs von Meba an. Mal liefert sie soulige Vocals, mal rappt sie als würde sie sich für einen Kampf bereit machen. Ihr Können hat ihr dabei nicht nur in Indien einigen Respekt eingebracht. Mit dem Song “Done Talking” holte Meba 2018 zusammen mit dem Rapper BigRi den MTV Europe Music Awards als bester indischer Act nach Hause.